1. Herren: Nicolas Schümann und das Ende der Leidenszeit

  • 17. Januar 2019

Nicolas Schümann im Kampf um den Ball. Fotos: Claus Bergmann

Vier Monate Zwangspause waren dann wirklich genug. Mit dem Beginn des Jahres nahm für Nicolas Schümann ein lästiges Kapitel sein Ende, ein neues durfte endlich aufgeschlagen werden. Ein Bänderriss im Sprunggelenk samt Knochenabsplitterung setzte den 22-Jährigen lange außer Gefecht, gegen Bernau und Essen stand der Center bereits wieder auf dem Feld, am Sonntag (20. Januar, 16:00 Uhr) fährt er mit den Ristern gen Sachsen-Anhalt und ist dort bei der BG Bitterfeld-Sandersdorf-Wolfen 06 (BSW Sixers) zu Gast. So ist es geplant, allerdings musste Schümann im Laufe der Woche krankheitsbedingt mit dem Training aussetzen. „Ich hoffe, dass er dabei sein wird“, sagt Trainer Felix Banobre.

„Ich war schon aufgeregt, das muss ich zugeben“, blickt Schümann auf seine Rückkehr in den Spielbetrieb. „Ich habe gehofft, dass ich dem Team ein bisschen helfen kann und hatte nicht die größten Ansprüche an mich. Ich habe mich einfach nur gefreut, dass ich spielen durfte“, sagt er. Schümann war für seine starke Saisonvorbereitung ausdrücklich von Sportdirektor Christoph Roquette gelobt worden, dann schlug kurz vor dem Auftakt das Verletzungspech zu. Und es begann für den 22-Jährigen der mühsame Weg zurück. An der Mobilisation des lädierten Fußes arbeitete er auf der Grundlage von Trainingsplänen der medizinischen Abteilung, mit Übungen für den Oberkörper hielt er sich zusätzlich in Schuss. So eine Verletzungspause sei frustrierend, sagt er, „zumal es bei mir schon so oft der Fall war. Letzte Saison auch schon und jetzt wieder. Man wird schon ungeduldig und will unbedingt wieder spielen, aber man muss eben auch gucken, dass man nicht zu früh anfängt, damit man die Verletzung auch wirklich auskuriert.“

Vor dem Spiel am Sonntag steht erst einmal eine mehrstündige Anfahrt auf dem Programm – nicht gerade die Lieblingsübung der „langen Kerls“. Und eine Erklärung, warum es daheim besser als auswärts läuft? „Das spielt bestimmt eine Rolle, darf aber trotzdem keine Entschuldigung sein“, meint Schümann. „Man muss trotzdem gucken, dass man fokussiert aufs Feld kommt, dass man sich genauso gut warm macht.“ Und mit Blick auf die Schlappe von Bernau ergänzt er: „Eine Entschuldigung für eine Niederlage mit fast 50 Punkten ist das auf keinen Fall.“ Mit den BSW Sixers erwartet die Rister eine Mannschaft, die zuletzt die Herzöge Wolfenbüttel deutlich mit 80:51 bezwang. Der US-Amerikaner Terrance Williams führte seine Farben dabei mit 14 Punkten an. Das Hinspiel in Wedel war ein denkwürdiges: Die Rister gewannen nach zweimaliger Verlängerung. „Ich erinnere mich, dass Luka Petkovic, der Spielmacher der Sixers, damals nicht dabei war. Das war ein ganz enges Spiel gegen eine sehr gute Mannschaft“, so Felix Banobre.

Mittlerweile stehen die Rister seit einigen Wochen auf dem ersten Tabellenrang. Wie analysiert Nico Schümann den Verlauf der bisherigen Saison, deren erste Hälfte er gezwungenermaßen als Zuschauer verfolgte? Warum steht die Mannschaft aus seiner Sicht auf dem Platz an der Sonne? Schümann: „Wir haben extrem gute Spieler, die teils ProA-Erfahrung haben und langjährig schon professionell gespielt haben. Felix macht als Coach einen guten Job, genauso wie Stefan als Co-Trainer. Die Physios sind super, der Athletiktrainer macht das gut. Das ist einfach ein eingespieltes Team, würde ich sagen.“ Als Center wirft er naturgemäß des Öfteren einen Blick auf seinen Kollegen Aurimas Adomaitis und versucht, sich vom Litauer ein paar Kniffe abzuschauen. „Aurimas ist meiner Meinung nach definitiv einer der besten Spieler der Liga auf der Position. Man kann einfach in jedem Training etwas von ihm lernen. Sei es seine Fußarbeit, sei es, wie er seinen Körper einsetzt, sei es sein Spielverständnis“, erläutert er. Zumal Schümann erst mit 16 Jahren in Oldesloe mit dem Basketball begann, nachdem er vorher Tennis gespielt hatte. Oldesloe und Tennis? Genau, auch Profispielerin Julia Görges stammt aus der Stadt. „Die wohnt quasi ein paar Straßen weiter“, sagt er.

Kein Vorbeikommen: Nico Schümann macht sich lang

Zwei Jahre spielte Schümann in Oldesloe Basketball und suchte dann nach Alternativen. „Ich wollte besser werden und in Oldesloe war das nicht wirklich möglich, es wurde da nur ein, zwei Mal Training die Woche angeboten, und das war eine sehr niedrige Liga. Da habe ich mich informiert, wo man denn höher spielen könnte und die Piraten waren das Nächste dran“, erzählt er, wie er im Hamburger Basketball und in der NBBL landete. Eine Hüftoperation warf den 2,09 Meter großen Innenspieler zurück, eineinhalb Jahre musste er deshalb aussetzen. Die Saison 2016/17 verbrachte er in Phoenix (US-Bundesstaat Arizona) an einer Prep School (Schümann: „Sozusagen eine Vorbereitungsschule aufs College“). Den Gedanken, in den Vereinigten Staaten zu studieren, verwarf er dann aber wieder. „Ich wollte mir auf der Prep School angucken, wie das in Amerika so ist. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass mir Amerika nicht gefallen hat. Alles, was Sport anging, war super“, blickt er zurück. Aber der dortige Lebensstil habe ihm nicht zugesagt, also kam er zurück nach Deutschland und stieß im Vorfeld der vergangenen Saison zum SC Rist.

Als Tabellenerster ist man der Gejagte. Wie kann es gelingen, die bislang so erfolgreiche Saison weiterhin mit möglichst vielen Siegen zu bestreiten? Schümann: „Wir müssen gut trainieren und das, was Felix uns sagt, so gut wie möglich umsetzen. Wir müssen in den Videovorbereitungen vor jedem Spiel gut aufpassen, damit wir wissen, wie wir mit jedem Gegner umgehen müssen.“ Verletzungsfrei zu bleiben, würde natürlich auch helfen, ergänzt er noch, da derzeit Mario Blessing (Bänderriss im Sprunggelenk) und Justus Hollatz (Fingerblessur) als Ausfälle zu vermelden sind und jüngst auch Malo Valérien eine Fußverletzung erlitt. „Es war ein bisschen eine schwierige Woche“, sagt Trainer Banobre, der in Sachsen-Anhalt eine große Aufgabe auf seine Mannschaft zukommen sieht: „Der Gegner hat zuletzt mit 30 Punkten auswärts gewonnen und hat sich dadurch viel Selbstvertrauen geholt. Wir treffen auf einen technisch und taktisch sehr starken Gegner. Das wird eine der schwersten Auswärtsspiel der Saison“, meint der Spanier.