1. Herren: Werfen mit Lars Kamp – auch in Oldenburg

  • 7. Februar 2019

Lars Kamp im Vorwärtsgang. Fotos: Claus Bergmann

Als Schütze braucht man Selbstbewusstsein. Man braucht das Gefühl und die Zuversicht, dass der Ball ins Ziel findet, wenn man aus mehr als 6,75 Meter abdrückt. Lars Kamp tut dies so oft wie kein anderer Rister. 44 seiner 132 Würfe von jenseits der Dreierlinie hat der 22-Jährige im Saisonverlauf vor dem Auswärtsspiel in Oldenburg am Sonntag (10. Februar, 18:00 Uhr) getroffen. Jüngst gegen Iserlohn hieß es „drei von fünf“, seine Bestmarke in der laufenden Spielzeit: Ende September schoss Kamp die Herzöge Wolfenbüttel mit acht Dreiern ab – bei gerade einmal zwölf Ferndistanzwürfen.

„Wenn man im Spiel heißläuft, dann läuft es automatisch. Aber es ist für mich kein Unterschied, wie ich den sechsten Wurf werfe, ob ich vorher fünf Dreier danebengeworfen habe oder fünf getroffen habe“, sagt Kamp. „Ich brauchte auch ein bisschen, um das zu lernen. Ein Coach, mit dem ich im Sommer gearbeitet habe, hat mir gesagt: Wenn ich im Schnitt fünf von zehn Dreiern treffe und dann die ersten zehn alle danebenwerfe, dann werde ich wohl die nächsten zehn alle treffen. Das habe ich mir zu Herzen genommen, damit ich weiter werfe und weiter aggressiv bin, wenn ich die ersten drei, vier Würfe nicht treffe“, erzählt er aus dem Innenleben eines Schützen.

Dass Kamp derartig vorangeht, entspricht der Rolle, die ihm Trainer Felix Banobre und der Sportliche Leiter Christoph Roquette zugedacht und die sie ihm in Aussicht gestellt hatten, als er sich nach dem Ende seiner Zeit als Doppellizenzler entschloss, fest beim SC Rist anzuheuern. „Es ist das erste Mal in meiner Karriere, dass ich so viel Verantwortung und Spielzeit habe und eine der Stützen des Teams bin“, so Kamp. „Das war auch mit der Hauptgrund, weshalb ich mich entschieden habe, in Wedel zu spielen. Darüber habe ich vor der Saison lang und viel mit Felix gesprochen und wir haben es zu unser beider Ziel gemacht, mich in der Saison in diese Rolle zu bringen und mir die Möglichkeit zu geben, mich so zu entwickeln“, sagt er. Annähernd 30 Minuten steht Kamp pro Spiel auf dem Feld und erzielt 13,2 Punkte im Schnitt, leistet zudem die Vorarbeit zu 3,5 Korberfolgen seiner Nebenmänner und ist für 2,5 Ballgewinne je Begegnung verantwortlich. Das alles in einer Mannschaft, die seit geraumer Zeit in der Spitzengruppe der Liga vertreten ist und bekanntermaßen auch einige Wochen ganz oben stand.

Kamp schnappt sich mit vollem Einsatz die Kugel.

Ein Baustein auch für Kamps Entwicklung ist unverändert die Zusammenarbeit mit den Hamburg Towers. Dem 22-Jährigen konnte zwar altersbedingt keine Doppellizenz mehr ausgestellt werden, als Trainingsspieler der Towers (der dank Hilfslizenz auch in ProA-Partien eingesetzt werden könnte) ist er aber weiterhin fest eingebunden. „Mit dem ProA-Training komme ich auf dieselben Trainingszeiten wie in den letzten beiden Jahren. Und die Qualität ist noch mal höher, weil man einfach bessere Gegenspieler im Training hat. Das bringt mir auf jeden Fall viel, dass ich bei den Towers im Training involviert bin“, sagt er. „Wenn es dort Verletzungen gibt, helfe ich aus. Sonst bin ich in der Regel zu Wochenanfang im Towers-Training und dann in Wedel, wenn es in Richtung Spieltag geht“, so Kamp, der an der Hochschule Wismar ein Fernstudium im Fach Sportmanagement absolviert.

In Oldenburg, so hoffen Kamp und Kollegen, soll der Bock umgestoßen werden, der sich den Ristern seit Jahresbeginn in Auswärtsspielen in den Weg stellt. „Oldenburg ist eine von den kürzeren Fahrten, da sind wir nicht ganz so lange unterwegs. Das ist auf jeden Fall schon mal ein Vorteil. Dadurch dass wir sicher in den Playoffs sind, können wir da vielleicht auch ein bisschen befreiter aufspielen“, meint er. Dass andersherum die Leistung leiden könne, da der Fahrschein in Richtung Meisterrunde seit vergangenem Wochenende gebucht ist, glaubt Kamp nicht. „Da gibt es in unserem Team keine Gefahr. Das nächste Ziel ist jetzt natürlich, den Heimvorteil für die Playoffs zu sichern. Und dann wollen wir den Schwung, den wir durch die letzten Heimsiege haben, mit in die Playoffs nehmen und da möglichst weit kommen. Keiner denkt: ‚Jetzt haben wir’s geschafft, das vorläufige Saisonziel ist erreicht, jetzt können wir einen Gang herausnehmen‘, sondern jetzt wollen wir auf jeden Fall so weitermachen“, betonte der 22-Jährige.

Und Felix Banobre setzt möglichen Befürchtungen eines Nachlassens seine bekannte Marschroute entgegen: „Wir denken von Spiel zu Spiel – egal, wie die Situation ist. Wir sind voll und ganz auf Oldenburg konzentriert, und zwar unabhängig davon, ob wir qualifiziert sind oder nicht“, sagt der Trainer. „Oldenburg ist rechnerisch noch nicht in den Playoffs, wird also alles für einen Sieg geben“, so Banobre, der noch um den Einsatz von Aurimas Adomaitis bangen muss. Der Litauer fiel im Spiel gegen Iserlohn auf seine Wurfhand und fehlte deshalb zuletzt im Training.