1. Herren: Starker Zusammenhalt und ein vorzeitiges Ende

  • 20. März 2019

Die Enttäuschung nach dem Ausscheiden im Achtelfinale gegen Schwenningen saß tief – insbesondere bei der Mannschaft und den Trainern. „Man hat eine gedämpfte Stimmung gespürt. Keiner wollte es richtig wahrhaben, dass die Saison jetzt vorbei ist“, berichtet Christoph Roquette, der Sportliche Leiter der Rister, vom Saisonabschlussessen der 1. Herren. Dieser Termin hätte nach Ansicht der Wedeler noch um die eine oder andere Woche verschoben werden dürfen, doch die Ein-Punkt-Niederlage am frühen Sonntagabend machte dem einen Strich durch die Rechnung.

Christoph Roquette (links im Bild) mit Trainer Felix Banobre. Fotos: Bergmann

„Man hätte gegen Schwenningen auch weiterkommen können“, blickt Roquette auf die drei Begegnungen zurück. „Es war nicht so, dass wir keine Chance hatten“, so der Sportchef. Welches waren die Kleinigkeiten, die fehlten, und die Gründe, die letztlich den Einzug ins Viertelfinale verhinderten? „Wenn man sich die Serie anschaut, sieht man, dass wir uns nie absetzen konnten. Schwenningen war immer in Schlagdistanz. Wir haben es verpasst, den Deckel draufzumachen: Im zweiten Spiel, als es die fünf, sechs Minuten ohne Korb gab. Da haben wir das verpasst. Und wir haben es auch bei uns zuhause im letzten Spiel verpasst, als wir die zweistellige Führung hatten. Am Ende wurden wir dafür bestraft. Woran das lag, ist schwer zu sagen. Schwenningen ist eine abgezockte Truppe, gegen die wir im Eins-gegen-Eins zu wenig machen konnten: Gegen Borekambi und Moore. Da sind uns keine richtigen Lösungen eingefallen, um die beiden aus dem Spiel zu nehmen“, zerlegt Roquette das Achtelfinale noch einmal in seine Einzelteile. Auch gegen die wechselnden Verteidigungsformen der Schwenninger sei man nicht so gut zurechtgekommen, meint er.

Dem Lob, das Trainer Felix Banobre der Mannschaft unmittelbar nach dem letzten Spiel der Saison bezüglich des Zusammenhalts aussprach, schloss sich Roquette an. „Egal, was passiert ist, die Jungs haben zusammengestanden. Sei es vor Saisonbeginn, als es die drei schweren Verletzungen von Jett Speelman, Nico Schümann und Jusuf El-Domiaty gab. Davon hat sich die Mannschaft nicht beirren lassen. Wir haben danach Ryan Logan und Jan-Christian Both sehr schnell integrieren können, auch weil das Team in dieser Saison einfach einen unglaublich guten Charakter hatte“, betonte er.

Die Überschrift der Saison 2018/19 kommt nicht ohne einen Verweis auf die Heimstärke bei gleichzeitiger (zumindest empfundener) Auswärtsschwäche aus. Lässt man die Zahlen sprechen, geben diese während der Punktrunde eine makellose Bilanz von elf Siegen in der Steinberghalle preis. Mit vier Siegen und sieben Niederlagen in fremder Umgebung gehörten die Rister diesbezüglich dem Mittelfeld der Liga an. Allerdings sorgten nach dem Jahreswechsel „Packungen“ in Bernau (63:108), Sandersdorf (66:89) und Oldenburg (65:100) dafür, dass Ausbeute und ebenso Wahrnehmung der Leistungsstärke bei Auswärtsspielen litten. „Die Stimmung war zuhause gut, der Funke ist von den Fans aufs Team übergesprungen, es herrschte eine schöne Atmosphäre. Und dann spielst du dich zuhause in einen Rausch, weil du weißt: Du bist zuhause eine Macht, da kann jeder kommen, der will, wir gewinnen das trotzdem – auch wenn wir mal hintenliegen. Da hat man dann einfach so ein Selbstverständnis“, nennt Roquette Faktoren des Wedeler Heimvorteils, der auch im letzten Spiel gegen Schwenningen zum Tragen kam, selbst wenn es dort dann die einzige Niederlage am Steinberg gab.

Um auch einen „Auswärtslauf“ einzuleiten, „haben wir alles probiert“, sagte der Sportliche Leiter. Die Rister versuchten es mit Anreisen kurz vor dem Spiel, setzten dann darauf, frühzeitiger loszufahren, um vor Ort viel Zeit zur Vorbereitung zu haben. Sie machten sich mal in Kleinbussen, mal im großen Reisebus auf den Weg. Oder es wurden während der Anreise größere Rasten eingelegt. Doch der Schlüssel, so Roquette, wurde nicht gefunden. Und dies sei kein nur in Wedel herrschendes Problem gewesen, betont er mit Verweis auf die Ergebnisse der anderen Mannschaften. In der Tat, lediglich Münster und Bernau wiesen mit sechs Siegen bei fünf Niederlagen eine gerade so eben gewinnlastige Auswärtsbilanz auf.

„Egal, was passiert ist, die Jungs haben zusammengestanden.“

Insgesamt steht für Roquette fest: „Wir haben eine sehr, sehr gute reguläre Saison gespielt. Wir waren einen Sieg hinter dem ersten Platz. Man muss bedenken, dass auch Mario Blessing ausgefallen ist, dass wir teils Spiele ohne Point Guard hatten. Trotz Verletzungsproblemen haben wir Topteams wie Münster, Bernau und Oldenburg geschlagen. Das zeigt einfach, dass der Charakter der Mannschaft gestimmt hat.“ Ebenfalls für Wohlgefallen beim Sportlichen Leiter sorgten die Leistungen der Nachwuchskräfte, angeführt von Justus Hollatz und Osaro Jürgen Rich Igbineweka. „Wenn man sieht, was Justus für einen großen Schritt gemacht hat. Er ist gar nicht mehr wegzudenken. Oder Jürgen: Als die Verletzung von Mario kam, ist quasi sein Stern aufgegangen, weil er Verantwortung übernehmen musste und dann seine Leistung konstant abgerufen hat“, sagte Roquette. Auch Linus Hoffmann, Aleksandar Postic und Semjon Weilguny seien ein großes Stück weiter herangeführt worden, betonte er.

Das Geschehen in der Liga verfolgen die Rister und verfolgt Christoph Roquette in den kommenden Wochen nur noch als Zuschauer, nicht als beteiligte Akteure. Münster, Leverkusen, aber auch Bernau und Oldenburg hat der Wedeler Sportchef als Meisterschaftsanwärter auf dem Zettel. Dass die Saison für die Rister nun früher als erhofft beendet ist, läutet gleichzeitig auch die Personalplanungen für 2019/20 ein. Gespräche mit Trainer Felix Banobre, dessen Dreijahresvertrag ausläuft, soll es in den kommenden Wochen geben. Und auch die Zusammenstellung des künftigen Kaders gehört zu den Aufgaben der langen spielfreien Zeit. „Mein Wunsch ist, den Großteils des Teams zusammenzuhalten. Man muss schauen, inwieweit das gelingt. Aber ich bin da eigentlich guter Dinge“, sagt Roquette.