Schiedsrichter: Eine entscheidende Leidenschaft

  • 29. Januar 2019

Schiedsrichter: Auch beim Basketball sind sie die entscheidenden Leute

„Ich war wirklich sehr aufgeregt“, sagt Luka Lohmann, wenn er an seinen ersten Einsatz als Schiedsrichter zurückdenkt. Bei einem M14-Spiel in Elmshorn bestand er 2017 seine Feuerprobe. Seitdem hat der 16-Jährige bereits eine stattliche Anzahl an Partien geleitet und dabei eine gewisse Routine entwickelt. „Aus meiner Sicht fühlt es sich jetzt deutlich sicherer an. Ich bin eineinhalb Jahre dabei. Erfahrung ist total wichtig“, so der JRG-Schüler, der gleichzeitig auch Gundula Laabs als Co-Trainer der 2. W14 unterstützt.

Luka Lohmann ist einer von rund 15 Schiedsrichtern, die derzeit für den SC Rist Spiele pfeifen. „Optimal wären mindestens 30, damit ich die Spiele besetzen könnte. Wichtig wäre eine gute Mischung von ein bisschen fortgeschrittenen und jungen“, so Gregor Prehsl, der Wedeler Schiedsrichterwart. „Nur mit Anfängern kann ich die Spiele schwer besetzen und will es auch nicht, denn wenn ich zwei Anfänger zu einem schweren Spiel schicke, dann werden die ja nur frustriert wieder nach Hause fahren“, sagt. Das Rezept heißt deshalb auch hier: Die Mischung macht’s. Lohmann weiß nur zu gut, wie beruhigend und aufbauend es sein kann, an der Seite eines routinierten Unparteiischen wie – dem derzeit leider verletzt ausfallenden – Ralph Schierenbeck zu agieren. „Jemand wie Ralph bringt einfach die Ruhe mit. Auch wenn man mal eine Entscheidung trifft, bei der man sich nicht so sicher ist, kommt ein kurzes Nicken oder er beruhigt die Trainer. Das hilft viel“, sagt der 16-Jährige. „Am Anfang war es noch sehr schwierig, die Dinge zu beurteilen, aber ich hatte nie das Gefühl, dass ich untergehe. Freunde von mir sind Fußballschiedsrichter. Da ist man immer alleine. Beim Basketball finde ich ganz schön, dass man immer noch einen zweiten hat. Dadurch, dass man erfahrene Leute als Co-Schiedsrichter hat, nimmt man auch von jedem etwas mit. Es gibt Sachen, die immer wieder vorkommen. Langsam werde ich immer souveräner und sicherer“, so Lohmann.

Prehsl gehört wie auch Ralph Schierenbeck, Karl Mayer, Matthias Schulze und andere zu den erfahrenen Wedeler Schiedsrichter-Kräften. Der Wiener, der seit Sommer hauptamtlich beim SC Rist tätig ist und sich im Rahmen seiner Arbeit eben auch um die Schiedsrichter-Belange kümmert, pfeift seit Oktober 2002. Dass es als Unparteiischer auch mal Herausforderungen und Tiefen gibt, will er gar nicht verhehlen. „Ich habe in Wien mehrere Jahre Spiele geleitet, bis es irgendwann zu der Lustfrage kam: ‚Macht mir das überhaupt noch Spaß und will ich das weitermachen?‘ Mir sind Reklamationen von Spielern und Trainern auf die Nerven gegangen“, sagt Prehsl. „Ich habe mich dann aber doch entschieden, das weiterzumachen, weil ich mir gesagt habe: ‚Weglaufen will ich nicht, ich setze mich da jetzt einfach durch.‘ Ab dem Zeitpunkt hat es mir eigentlich immer mehr Spaß gemacht“, erzählt der Rist-Schiedsrichterwart von seiner eigenen Karriere, die ihn 2012 in den österreichischen Bundesliga-Kader führte. Prehsl: „Ich habe dann auch Spiele in der Damen-Bundesliga geleitet und hätte auch Zweitligaspiele der Männer leiten dürfen, war aber bei einem Verein, der selbst in der zweiten Liga spielt.“ Beim Internationalen Osterturnier in Wien war er darüber hinaus fünf Jahre lang für die Schiedsrichteransetzungen verantwortlich.

Diese Aufgabe, die mitunter einem Puzzlespiel gleicht, übt er in Wedel ebenfalls aus. Die in höheren Ligen eingesetzten Spielleiter muss Prehsl aus seiner Rechnung größtenteils ausklammern, somit reduziert sich der für die zu besetzenden Spiele zur Verfügung stehende Personalbestand noch einmal. 150 Partien hat der SC Rist in der laufenden Saison mit jeweils zwei Schiedsrichtern zu bestücken. „Jede Woche ist für mich die Hauptaufgabe, die Spiele am Wochenende möglichst adäquat zu besetzen“, sagt Prehsl. „Wenn in der Regionalliga oder Oberliga Spiele stattfinden, stehen generell weniger Schiedsrichter zur Verfügung – für alle Vereine. Dann sind die anderen Spiele schwerer zu besetzen. Dann gibt es den Faktor, inwieweit die Schiedsrichter auch noch als Trainer oder Spieler aktiv sind“, erläutert er. Wenn selbst Anfragen an Schiedsrichter anderer Vereine ohne Erfolg bleiben und partout noch Lücken auf dem Ansetzungsbogen klaffen, springt oft Prehsl als „Feuerwehrmann“ ein. „Ich habe schon 18 Spiele in dieser Saison geleitet. Meistens versuche ich die Spiele, bei denen ich auf keinen Fall kann, weil ich selber als Coach beschäftigt bin oder andere Termine habe, zu besetzen und nehme mir dann die Spiele, die übrigbleiben“, sagt er. Wie am vergangenen Wochenende, als er zunächst bei vier Jugendspielen als Trainer gefordert war, um anschließend noch nach Elmshorn zu fahren, um dort eine Partie zu pfeifen.

Gregor Prehsl: Schiedsrichterwart und ehemaliger Bundesliga-Unparteiischer

Aber Schiedsrichter zu sein, gebe einem auch viel, betonen Prehsl und Lohmann unisono. Schon so einige Male sei er eingesprungen, um eine Partie zu leiten, die auszufallen drohte, erzählt Luka Lohmann. „Wenn man dann in die Halle kommt, sind die Leute dankbar. Spaß macht auch, einfach dabei zu sein: Wenn das ein super Spiel ist und noch ein cooler Dreier oder so geworfen wird, macht es einfach Spaß, das zu erleben und mittendrin zu sein“, sagt er. Und was gibt es Negatives? „Eltern sind manchmal anstrengend, da wird man auch schon mal beleidigt“, so der 16-Jährige, der in solchen Fällen an das denkt, was der Rist-Schiedsrichterwart ihm mal mit auf den Weg gab: „Gregor hat mir gesagt, dass es einmal das Trikot, also den Schiedsrichter, und dann die Person gibt. Was im Spiel gegen Dich gesagt wird, richtet sich nur an das Trikot. Wenn man das Trikot auszieht, ist man wieder die Persönlichkeit dahinter“, so Lohmann, der bislang die E-Lizenz besitzt und insbesondere im U12- und U14-Bereich im Einsatz ist. „Ich habe Gregor versprochen, dass ich mit ihm irgendwann ein Herrenspiel pfeife“, lacht er. Die D-Lizenz will der 16-Jährige schon bald in Angriff nehmen.

Die Tätigkeit als Schiedsrichter sei bei der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit sehr hilfreich, meint Prehsl. „Man steht vor verschiedenen Situationen, mit denen man sehr schnell zurechtkommen muss. Wenn eine Reklamation eines Spielers kommt, muss man darauf schnell reagieren und schnell die richtigen Worte finden. Das ist sehr wichtig, weil man das auch im privaten Bereich sehr gut brauchen kann, wenn man Konfliktmanagement betreiben muss“, erläutert er. Und der landläufig verbreiteten Meinung, der Schiedsrichter sei stets der Sündenbock, stellt der 34-Jährige ein anders lautendes Beispiel entgegen: „Wenn ein Spieler der Verlierermannschaft nach dem Spiel auf einen zukommt und sagt, dass das Spiel gut geleitet war, ist das ein sehr gutes Lob und das baut einen auf.“

Der SC Rist möchte seine Schiedsrichterriege gerne erweitern und sucht Interessierte ab 15 Jahre, die zunächst die E-Lizenz erwerben und anschließend gegen ein Entgeld Spiele leiten wollen. Wie wird man Schiedsrichter? Luka Lohmann erzählt von seinem Lehrgang im September 2017: „Der hat ein Wochenende gedauert, jeweils von 10 bis 18 Uhr. Uns wurde gezeigt, was man bei bestimmten Bewegungen pfeifen könnte. Vormittags war viel Theorie dabei: Regeln vorlesen und erklären und teils auch an Abbildungen erklären, ob es ein Foul ist und wo. An beiden Tagen haben wir am Ende zwei Stunden lang gespielt, alle zehn Minuten haben andere das Spiel gepfiffen und so konnte man schon etwas Erfahrung sammeln.“

Wer Interesse hat, am Lehrgang zur Erlangung der E-Schiedsrichterlizenz teilzunehmen oder erst noch Fragen hat, kann sich ganz einfach per E-Mail mit Gregor Prehsl in Verbindung setzen: prehsl.gregor@scrist-wedel.de