Joachim Rose: Seit 50 Jahren Rist-Mitglied

  • 6. Februar 2019

Erkannt? Joachim Rose mit der Nummer acht.

Kein Wunder, dass das Kärtchen ein paar Gebrauchsspuren aufweist, doch das Wichtigste ist deutlich zu erkennen: „Sportclub Rist“ e.V. Wedel, Mitglied Nr. 78, Joachim Rose, Eintritt: 1. 1. 69.

61 Jahre ist Rose alt und seit 50 Jahren Rist-Mitglied – inoffiziell sogar noch ein paar Monate länger, denn schon ab September 1968 trainierte er unter Klaus „Mike“ Smollich in der Jugend des gerade aus der Taufe gehobenen Vereins. Wie alle Rister der ersten Generation kam er über den Schulsport am Johann-Rist-Gymnasium zur damals in Wedel noch neuen Sportart Basketball, die sich Ewald Schauer und seine Sportlehrerkollegen bekanntermaßen aufgrund der Gegebenheiten der „Kleinen Halle“ als zu übendes Sportspiel ausgeguckt hatten. Rose war vorher Fußballer beim Wedeler TSV gewesen – oder besser „Zuarbeiter“ für die Fußballer: „Die Linksverteidiger durften den Abstoß von links und die Rechtsverteidiger den Abstoß von rechts machen. Über die Mittellinie durften die Verteidiger nicht, sondern sollten den Ball immer nur zur Fußballabteilung nach vorne schießen. Das war auf die Dauer nicht wirklich interessant“, erinnert sich Rose an seine Anfänge als „Bolzer“.

Schon mit 15 Jahren spielte Rose ab 1973 bei den 1. Herren, die damals in der Stadtliga antraten. Eli Araman, ein ehemaliger ägyptischer Nationalspieler, trainierte die Mannschaft: „Ich war einigermaßen groß und konnte auch von außen werfen, Araman hat Jens Behrmann und mich als B -Jugendliche zu den Herren geholt“, sagt Rose. Die Rister trainierten abends „manchmal bis halb zehn“, erzählt er. Und dann war beeilen angesagt. „Ich musste um zehn zu Hause sein und habe manchmal Stress gekriegt, wenn es fünf nach zehn wurde.“ 1974 war er dabei, als die 1. Herren – mittlerweile als Oberligist – die neue Halle in der Rudolf-Breitscheid-Straße mit einem Freundschaftsspiel gegen den Bundesligisten SSC Göttingen einweihten. Der Sonntagmorgen war seinerzeit als Austragungstermin für die Heimspiele reserviert, „da schien die Sonne so in die Halle herein, dass man manchmal kaum etwas sehen konnte. Also hatte man bis zum Seitenwechsel einen Nachteil“, blickt Rose auf die Partien in der Halle in unmittelbarer Nachbarschaft des heute nicht mehr existierenden Hallenbads zurück.

Er blieb bis 1978 bei den 1. Herren, der Regionalliga-Aufstieg blieb ihm verwehrt. Schon 1976 hatte Rose seinen ersten Trainerschein in der Tasche und sollte in den folgenden 40 Jahren einer DER Nachwuchsförderer des SC Rist werden. „Ich habe zumindest nicht verhindert, dass der eine oder andere Spieler, der bei mir war, in die Bundesliga gekommen ist“, gibt sich Rose bescheiden. Die Fakten und Tatsachen sprechen jedenfalls für sich. Hier einige der wichtigsten Eckpunkte: 1992 führte er den männlichen Jahrgang 1973 mit André Bade, Dennis Reichert und anderen zum Turniersieg in Lund, 1996 wurde die weibliche B-Jugend (u.a. mit Linda Fröhlich, Katharina Kühn, Hanna Green und Nina Bade) in Leimen unter Roses Leitung deutscher Meister, in der Saison 1995/96 trainierte er als frischgebackener Inhaber der B-Lizenz die 1. Damen in ihrer ersten Zweitligasaison. 1995 kam seine männliche A-Jugend mit Jef Tomesch, Robin Grey und Jan Rinck bundesweit unter die besten vier Mannschaften, 1997 führte er die weibliche A-Jugend bei der Deutschen Meisterschaften zu Silber, auch der 2000 errungene und bislang letzte norddeutsche Meistertitel in der männlichen D-Jugend fand unter ihm als Trainer statt. Spieler, die wie Arne Meyer oder Chris Ratjen von sich aus etwas erreichen wollen, sind für jeden Trainer motivierend. „Ich fühlte mich allerdings immer eher als Lehrer, der für das ganze Team da sein muss, als als Auswahl- oder Spitzentrainer, der die Schwächeren nach Hause schickt. Aber natürlich hat es mich gefreut, dass zum Beispiel mit Marvin Willoughby ein Spieler, den ich drei Jahre betreuen durfte, dann später bei einer Europameisterschaft mitgespielt hat“, so Rose. Angefangen hatte er seine jahrzehntelange Trainertätigkeit mit den Jungs der Jahrgänge 1965/66, damals in der D-Jugend, von denen Jens Röder später bei den 1. Herren in der zweiten Liga spielen sollte. Dabei war der sportliche Aspekt letztlich aber auch nicht alles. Hochnäsigkeit dem Gegner gegenüber, fehlender Respekt oder gar Rassismus duldete er ganz und gar nicht: „So etwas habe ich nie durchgehen lassen. Positive Kontakte zu anderen Vereinen und anderen Sportarten seien ihm immer wichtig gewesen, sagt er.

Foto: Claus Bergmann

1997 übernahm Rose gemeinsam mit Frank Hoffmann im Rahmen einer halben Stelle das Amt des hauptamtlichen Jugendtrainers und Geschäftsstellenleiters. Der damalige Rist-Vorsitzende Ferdinand Bach hatte die Einrichtung dieses Postens initiiert. Zwanzig Jahre lang leitete Rose fortan die Geschicke in der Geschäftsstelle und saß im Vereinsvorstand. Die schwierigste Zeit sei die um die Jahrtausendwende drohende Insolvenz gewesen, blickt er zurück. Die weitgehend im Hintergrund stattfindende Tätigkeit als Funktionär sei stets auch eine Frage der Zuverlässigkeit gewesen, meint er. „Diese Arbeit fällt nur dann auf, wenn etwas falsch läuft. Wenn Du in der Geschäftsstelle alles korrekt und pünktlich machst, ist alles gut. Wenn du aber mal etwas verpasst, bist du der Depp“, sagt Rose. Er bearbeitete Anträge, Meldungen, erledigte zahlreiche Verwaltungsaufgaben und bildete weiterhin die Jugend aus. Bis November 2016 war Rose als Trainer tätig. „Dann reichte es auch“, erzählt er. „Ich wohne in Barmstedt und hatte als Trainer praktisch nur Auswärtsspiele“, lacht Rose. „Das war auch ein Grund.“ Die frühere Selbstverständlichkeit, ihn in der Halle zu sehen, ist mittlerweile zur Rarität geworden, aber das Wedeler Basketball-Geschehen verfolgt er weiter: „Ich bin froh, dass es den Livestream und die anderen Internetmöglichkeiten gibt“, sagt der Deutschdozent, der seit 2010 in Wedel als Koordinator für Integration tätig ist und den Fanclub „YallaRisters“ mit auf den Weg brachte, indem er Flüchtlinge, Hüseyin Inak und Verein zusammenführte.

Der SC Rist sagt Danke! für 50 Jahre Vereinstreue, für die unzähligen Trainingseinheiten, Spiele und Arbeitsstunden in der Geschäftsstelle, für das enorme Engagement zugunsten der Wedeler Jugend und das in unseren Verein geflossene Herzblut!