Der Rist-Jugendbericht: Blick zurück nach vorn

  • 29. Mai 2019

Die letzten Zeilen der Jugendsaison 2018/19 wurden am vergangenen Wochenende in Göttingen geschrieben. Die weibliche U18 hatte Gold im Gepäck, als sie am Sonntagabend von der Norddeutschen Meisterschaft heimkehrte. Fehlt noch das Nachwort, die Einschätzung des Geschehenen und Geleisteten. Und auch den neuen Zielen, den neuen Aufgaben und Fragestellungen soll Raum geboten werden.

Die weibliche U14 sorgte für das Glanzlicht

Sven Schaffer, Jugendkoordinator des SC Rist, leitet die Wedeler Nachwuchsarbeit mit ihren zahlreichen und so vielschichtigen Herausforderungen. Sein Blick ist dabei ständig nach vorne gerichtet: Was ist zu tun? Was müssen wir besser machen? Der Wille und gleichsam der Spaß am Fortkommen, der Leistungssportler auszeichnet, ist bei ihm ebenso ausgeprägt, entlädt sich nur nicht auf dem Spielfeld, sondern im Organisatorischen und Strukturellen. Und wenn er zurückschaut, sieht er dort immer auch die Aufgaben der Zukunft sowie Schräubchen, an denen es zu drehen, und Hebel, die es zu betätigen gilt.

„Eine Deutsche Meisterschaftsteilnahme hat man nicht immer. Das ist auf jeden Fall schon mal großartig“, setzt er zur Analyse des Jugendspieljahres an, in dem die weibliche U14 sich und den Anhängern des SC Rist viel Freude bereitete. „Norddeutsche Meisterschaften zu gewinnen als auch bei den U18-Jungs im Finale zu stehen, ist super. Und in Hamburg von den sieben möglichen Meistertiteln vier gewonnen zu haben, dann noch einmal mit den U14-Jungs mit einer sehr kleinen Besetzung im Finale zu sein, ist aller Ehren wert“, fährt Schaffer fort. „Es ist nicht entscheidend, ob wir U10-, U12- oder U14-Meister werden. Das steht da überhaupt nicht im Mittelpunkt.“ Aber es sei dennoch schön zu sehen, dass gewissermaßen als Zugabe der in diesem Bereich vollbrachten Arbeit auch mal ein Titel abfalle, so der Jugendkoordinator. „Was unsere Trainer geleistet haben, ist großartig. Wir haben natürlich im letzten Jahr mit Gregor Prehsl einen Hauptamtlichen dazubekommen, der ein absoluter Glücksgriff ist und der in der männlichen Basis fantastische Arbeit macht“, sagt Schaffer.

Schon ist er bei den Schlussfolgerungen und leitet daraus zukünftige Aufgaben ab. „Das legt natürlich auch die Messlatte hoch. Das hat man auch nicht in jedem Jahr. Vom Mannschaftlichen her können wir sehr zufrieden sein. Bei der individuellen Entwicklung würde ich mir noch wünschen, dass wir es tatsächlich schaffen, wieder auch mehr herausragende Spieler zu haben“, erläutert er. Heißt: Spielerinnen und Spieler, die die Fähigkeiten, den Ehrgeiz und den Willen besitzen, sich eines Tages in Ligen zu bewähren, deren Anforderungen über das hinausgehen, was die Wedeler Spitzenteams anbieten können. Talente wie Anna Suckstorff oder Leif Möller, denen dieser Weg zugetraut wird. Aus dem Hut zaubern kann man sie nicht. Was ist da zu tun? Schaffer nennt frühere und gezieltere Sichtungsmaßnahmen, um sportliche Talente zu entdecken. Schließlich sei das direkte Einzugsgebiet begrenzt. Und deshalb müsse nicht nur in Wedel, sondern auch im Umland Ausschau gehalten werden. „Man darf natürlich nie die Gemeinschaft vergessen, aber wir müssen auch an die individuelle Entwicklung denken“, so der Jugendkoordinator. Schließlich soll es beides geben: Leistungsförderung und Breitensport.

Die männliche U12 mit Trainer Gregor Prehsl

Ein Baustein in Sachen Nachwuchsleistungssport wurde mit der Wedeler Mannschaft in der Jugend-Basketball-Bundesliga gesetzt. „Die JBBL hat uns als Verein wahnsinnig viel gebracht“, sagt Schaffer und meint nicht nur die U16-Jungs, die dort bereits für den SC Rist aufliefen, sondern auch die folgenden Jahrgänge. „Das hat die erhoffte Wirkung gebracht“, betont er. Sei es in der U14 oder noch früher: Die JBBL lockt und bietet dem männlichen Nachwuchs eine attraktive Perspektive, die anschließend weitere Potenziale freisetzen und neue Zielsetzungen entstehen lassen kann. 2020 soll im weiblichen Bereich der Versuch gewagt werden, die Rückkehr in die WNBL zu schaffen, um die Talente in der U17-Bundesliga fördern und fordern zu können. Auch hier hofft man auf einen ähnlichen Effekt wie ihn die JBBL-Teilnahme zu Tage gefördert hat. „Vielleicht sind wir im nächsten Jahr für die WNBL noch ein Stück zu jung, wer weiß das schon? Aber das ist das klare Ziel“, so der Jugendkoordinator.

Ohne hauptamtlich Beschäftigte, davon ist Schaffer überzeugt, geht das alles nicht mehr. Zu umfangreich seien die Aufgaben, zu groß der Aufwand. „Ich glaube, man merkt auch von außen, dass es sich hier in den letzten drei Jahren deutlich weiterentwickelt hat. Ich frage mich, wie das vorher ohne Hauptamtliche ging, wie man das nebenberuflich und in der Freizeit auf die Reihe kriegen konnte“, sagt er. Neben Schaffer kümmerten sich auch die beiden Jugendtrainer Fabian Strauß und Gregor Prehsl in der vergangenen Saison hauptamtlich um den Rist-Nachwuchs. Die Suche nach einem Nachfolger für Strauß, der nach Dresden wechselt, läuft. Sehr interessante Bewerber jedenfalls haben ihre Unterlagen für die Stelle eingereicht.

„Man sollte mit dem, was man jetzt erreicht hat, nicht zufrieden sein“, betont Schaffer. „Das Thema Athletiktraining ist eines, was wir noch nicht zu einhundert Prozent gut umgesetzt haben. Wir haben bisher niemanden gefunden, der dieses Thema komplett für den gesamten Verein abdeckt. Das wäre eigentlich meine Wunschlösung.“ Gleichwohl werden die Leistungsmannschaften bereits athletisch von Wolfgang Soukup, Nils Heinsohn sowie dem Nandu e.V. geschult und erhalten auf diese Weise zusätzlich wertvolle Trainingsreize.

Einen möglichst reibungslosen Übergang vom Jugend- in den Erwachsenenbereich bei unverändert hochwertigen Wettkampfmöglichkeiten schaffen zu können, verbirgt sich hinter der Forcierung der 3. Damen und 4. Herren, die künftig eine Klasse höher als bislang, nämlich in der 2. Regionalliga beziehungsweise in der Oberliga antreten. „Die jetzige Lösung im weiblichen Bereich mit 1. Regionalliga, 2. Regionalliga und Oberliga ist die Toplösung“, sagt Schaffer. Und bei den Jungs und jungen Männern: „Oberligaspielmöglichkeiten für Spieler zu haben, die aus der U18 herausgehen oder noch in der U18 sind, ist natürlich super. Das ist die Lücke, die uns da noch ein bisschen fehlte“, erläutert er.

Der Rist-Nachwuchs auf Achse

Zwecks weiterer sportlicher Herausforderungen und auch um Zusammenhalt und Gemeinschaft zu pflegen, gehören Turnierreisen des Wedeler Nachwuchses seit Jahr und Tag zum Basketballjahr. Lund, Wien und Würzburg waren in der abgelaufenen Saison die Fernziele mit größter Rist-Beteiligung, während es bei der verbandsunabhängigen Nordliga aufgrund zeitlicher Überschneidungen keine Teilnahme in vollem Umfang gab. „Das Turnierthema in der Konstanz hat sich sehr bewährt“, sagt Schaffer. So wirkten sich das gemeinsame Unterwegssein und die Vergleiche mit starken Gegnern aus anderen Ecken Deutschlands oder aus dem Ausland positiv auf das Miteinander aus und seien auch in sportlicher Hinsicht ertragreich. Im Vorfeld der Rist-Reisen und während der Turniere haben Schaffer und Kollegen jede Menge Dinge zu regeln und zu organisieren – es ist eine lohnende Arbeit; die nächsten Ausfahrten sind bereits in den Blick genommen worden. Ein Turnier in Belgien könnte „zwischen den Jahren“ eine neue Adresse sein, so der Jugendkoordinator, um etwas Abwechslung in den Fahrplan zu bringen. „Wir müssen gucken, dass wir immer wieder neue Reize setzen“, sagt er. Belgien könnte da seiner Einschätzung nach eine Alternative zum skandinavisch geprägten Lund-Turnier bieten, um sich auch mit Gegnern aus weiteren Ländern zu messen und den Talenten dementsprechend zusätzliche Spielstile vor die Nase zu setzen.

„Die grundsätzliche Trainingssituation“, wie Schaffer es nennt, sei unverändert ein großes Problem und mit Blick auf die kommenden Jahre eine erhebliche Herausforderung. Denn die Hallenzeiten sind sehr knapp bemessen, die räumlichen Kapazitäten reichen nicht aus. „Da sind wir am Maximum und müssen irgendwie hoffen, dass wir uns da bald weiterentwickeln können. Das brauchen wir definitiv. Wenn wir uns Mannschaften platzmäßig irgendwann nicht mehr leisten können, wäre das für die Kinder, die Lust haben, Basketball zu spielen, sehr schade“, erklärt er. Eigentlich führt kein Weg an einer zusätzlichen Halle vorbei, um die hochwertige Nachwuchsarbeit nicht bloß beizubehalten, sondern diesbezüglich die nächsten Schritte zu setzen. Gleichzeitig sind die Weiterverfolgung des eigenen Jugendkonzepts, die Verfeinerung, der Ausbau und die ständige Überprüfung der Zielsetzungen fest im Blick Schaffers und seiner Mitarbeiter. „Das ist auch ein großes Arbeitsfeld“, betont er. Klar ist somit: Es gibt genug zu tun, auch und gerade nach einer erfolgreichen Jugendsaison.