1. Herren: Kampf und Ballverluste

  • 23. November 2019

Die Rister nach dem 64:74 gegen die Iserlohn Kangaross und mit vier Niederlagen in Folge in der Krise? Trainer Benka Barloschky wurde deutlich: „Mit aller Vehemenz: Keinesfalls fühlen wir uns in einer Krise. Weder wir als Mannschaft, die Trainer, noch der Vorstand, noch der Sportdirektor. Wir gucken von Spiel zu Spiel. Ich bin superenttäuscht, dass wir dieses Spiel verloren haben, weil wir gewinnen wollten. Und wir hatten die Chance zu gewinnen. Aber wir gucken nicht auf die letzten drei Spiele davor“, betonte er.

Alexander Angerer. Fotos: Manningeaux

Die Ballverluste waren im Heimspiel gegen die Sauerländer ein wiederkehrendes Thema: 18 vor der Halbzeit, sieben nach der Pause. Dieser Umstand lag einerseits an der Leistung der Gäste, so Barloschky. Man müsse den Iserlohner diesbezüglich ein Kompliment aussprechen, unterstrich der Wedeler Trainer: „Sie haben sehr engagiert verteidigt, und vor allem in der ersten Halbzeit mit viel wechselnder Verteidigung.“ Die Gäste setzten den Ristern mal unterschiedliche Formen der Zonenverteidigung vor, stellten teils innerhalb eines Wedeler Angriffs auf Mann-Mann-Verteidigung um. „Vor allem unsere beiden jungen Guards haben sich davon ein bisschen aus der Ruhe bringen lassen. Da gab es dann einfach zu viel Verwirrung auf dem Feld. Und das führt dann häufig zu Ballverlusten“, sagte Barloschky. Iserlohn verpasste es aber zunächst, sich abzusetzen, indem offene Würfe ungenutzt blieben, so lag der SC Rist nach zehn Spielminuten mit 20:17 in Führung.

Ins zweite Viertel gingen die Sauerländer mit einem 10:2-Lauf, sie spielten geduldig und brachten sich wieder in Front. Eine Minute vor Schluss lagen die Rister mit zehn Punkten im Rückstand (26:36), insbesondere angesprochene Ballverluste sowie die im zweiten Abschnitt schlechte Angriffsausbeute von acht Zählern machten den Barloschky-Jungs zu schaffen. Das Positive: Man war noch im Geschäft, lag zur Halbzeit „nur“ mit acht Punkten hinten.

Aus der Pause kamen die Rister dank Jammal Schmedes mit einem erfolgreichen Distanzwurf. Bei den Gastgebern war jetzt entscheidend mehr Schwung drin, Iserlohn hielt insbesondere durch Dreier dagegen, Chris Frazier und Elijah Allen taten sich in dieser Hinsicht hervor. Doch was die beiden können, kann Schmedes auch: Der Rister verkürzte Mitte des dritten Abschnitts auf 45:51, was eine Iserlohner Auszeit zur Folge hatte. Es hätte noch besser werden können, wenn nicht ein Lapsus unterlaufen wäre, als Iserlohns Allen weder Ring noch Brett traf, die Rister aber schliefen, Malte Schwarz Nutznießer wurde und völlig frei einnetzen konnte. Die Gäste setzten sich wieder ab, führten mit zwölf Punkten und legten nach: 59:46 für Iserlohn nach 30 Minuten. Dennoch war deutlich: Die Rister hatten das Thema Ballverluste nun besser im Griff. Barloschky: „Wir haben in der Halbzeit einen klaren Plan gemacht, wie wir angreifen wollen, und es ging vor allem darum, dass man mit Selbstvertrauen etwas ansagen muss, was man spielen will. Dann spielt man das auch und dann kommt es nicht mehr so darauf an, was für eine Verteidigungsform das jetzt ist, sondern man muss einfach spielen und das Spiel lesen. Das haben wir in der zweiten Halbzeit etwas besser gemacht, deshalb gab es dann weniger Ballverluste.“

Nikola Sredojevic

Die Rister kämpften und warfen sich rein – das blieb nicht folgenlos: Alexander Angerer sorgte für den Anschluss, traf per Dreier zum 54:62, der mit großem Einsatz arbeitende Nikola Sredojevic hatte kurz darauf Pech, als der Ball nach seinem Korbleger vom Ring rollte, nicht durchs Netz fiel und somit eine bessere Ausgangslage für die Schlussphase verpasst wurde. Doch der Eindruck blieb: Sredojevic gab Vollgas, stemmte sich gegen die drohende Niederlage. „Nikola arbeitet im Training so hart und hat es gerade nicht leicht. Er macht jetzt bald Abitur, ist im Prüfungsstress und versucht, viele Dinge unter einen Hut zu bekommen. Deswegen hat es mich sehr für Nikola gefreut, dass ich ihn mit ein bisschen mehr Einsatzzeit belohnen konnte. Was die Jungs in dem jungen Alter teilweise für ein Pensum haben, ist nicht ohne“, so Barloschky.

Und auch Angerer – mit 23 Jahren einer der Erfahrenen – ging voran, insbesondere in der Verteidigungsarbeit. „Alex gibt im Spiel immer alles. Was er heute verteidigt hat, vor allem im Eins-gegen-Eins gegen Elijah Allen, war auf einem sehr hohen Niveau. Allen ist einer der, wenn nicht DER beste Eins-gegen-Eins-Spieler der Liga“, sagte der Rist-Trainer. Zwei positive Aspekte der Niederlage gegen Iserlohn – vor allem in kämpferischer Hinsicht. Aber Barloschky hätte solch einen Einsatz gerne im Kollektiv: „Ich würde mir manchmal wünschen, dass sie es mehr zusammen machen: Dass sie noch mehr das Gespür dafür entwickeln, dass auch noch andere auf dem Spielfeld stehen. Dass sie noch mehr kommunizieren und zusammenarbeiten, um es zusammen zu schaffen. Das ist für uns, glaube ich, der nächste Schritt“, sagte der Trainer.

Den kämpferischen Wedelern blieb die Belohnung in Form eines Heimsieges verwehrt. Insbesondere für die jungen Spieler sei dies derzeit eine lehrreiche Zeit, so Barloschky: „Klar geht es im Training auch darum, den Spielern Selbstbewusstsein einzuimpfen. Aber es geht vor allem darum, ihnen beizubringen: Egal, in welcher Situation man steckt, ob man gerade vier Spiele in Folge gewonnen oder verloren hat, man muss einfach hart arbeiten. Man muss einen Standard für sich finden, den man jeden Tag anwendet – egal, wie das Ergebnis war. Denn wenn man nach Ergebnissen geht, dann macht man sich verrückt, dann kriegt man keine Konstanz, dann wird man nie auf das Niveau kommen, auf das man kommen muss. Wir wollen nach Niederlagen nicht den Kopf in den Sand stecken und uns nach Siegen nicht abfeiern und so tun, als wären wir die Könige. Wir wollen unseren Standard finden und daran arbeiten wir“, erläutert der Trainer.

Am kommenden Wochenende haben die Rister spielfrei, die Pause soll eingehend genutzt werden, betont Barloschky: „Die kommt für uns jetzt zu einem guten Zeitpunkt, weil wir Jalen und Jürgen gesund kriegen müssen. Wir brauchen diese beiden Spieler, sie sind unglaublich wichtig für uns. Zum anderen wollen wir ja weiter Spieler entwickeln. Und das heißt: Wir wollen im Training weiterarbeiten. Wir können als Mannschaft jetzt zwei Wochen intensiv trainieren, uns vorbereiten und uns weiterentwickeln“, sagt er. Am 7. Dezember geht es wieder um Punkte, die Rister reisen dann nach Düsseldorf.

  • Viertelergebnisse: 20:17, 8:19, 18:23, 18:15
  • SC Rist (Punkte): Jelovcic (16), Schmedes (14), Angerer (11), Adomaitis (8), Marshall (6), Möller, Sredojevic (je 3), Weilguny (2), Kröger (1), Hoffmann, Jentz, Lübken.