Hoffmann und Möller: Mit dem FC Bayern auf europäischer Bühne

  • 14. Januar 2020

Das Wappen mit den charakteristischen bayerischen Rauten in Blau und Weiß, eingekreist vom vertrauten Rot, versehen mit dem Vereinsschriftzug steht für den großen Sport. Selbst wenn es die Fußballer waren, die dem Verein weltweite Bekanntheit erwarben, so werden Basketballer nicht minder hellhörig, wenn der FC Bayern München ruft. Die Verantwortlichen im Nachwuchsbereich des amtierenden Deutschen Meisters und unangefochtenen Bundesliga-Tabellenführers hatten sich Leif Möller und Linus Hoffmann ausgeguckt. Ab Freitag nehmen die beiden Talente des SC Rist und der Hamburg Towers als Gastspieler im Rot des FCB am ANGT-Vorrundenturnier teil. Dahinter verbirgt sich ein Nachwuchswettbewerb der Euroleague, dessen Endrunde im Mai in Köln ausgetragen wird, wenn dort auch bei den Profis der Sieger der kontinentalen Elitespielklasse gekürt wird.

Linus Hoffmann. Fotos: Manningeaux

„Das ist das höchste Level, das wir in Europa im U18-Bereich haben. Da mitzuspielen und das kennenzulernen – die Erfahrung möchte ich auf jeden Fall mitnehmen“, sagt Hoffmann, der gemeinsam mit Möller die gesamte Woche in der bayerischen Landeshauptstadt verbringt, um sich mit der aus FCB-Talenten und drei weiteren Leihspielern gebildeten Mannschaft auf die in München ausgetragenen Partien gegen ZSKA Moskau, Stellazzurra Rom und Ratiopharm Ulm (mit Antonio Dorn, der in der vergangenen Saison für den SC Rist in der JBBL spielte) vorzubereiten. Schon Ende Dezember waren Hoffmann und Möller mit den Bayern unterwegs: „Wir waren einen Tag in München, haben trainiert und sind dann nach Kroatien weitergeflogen“, sagt Möller. Dort wurde im Rahmen eines Turniers gegen Partizan Belgrad, KK Buducnost sowie Gastgeber KK Split getestet. „Wir sind ein zusammengewürfeltes Team mit fünf Gastspielern und sieben Bayern-Spielern, deswegen hatten wir am Anfang Probleme. Aber genau dafür war das Turnier ja da, damit wir als Team zusammenfinden und jetzt beim ANGT besser abschneiden können“, so der 16-jährige Spielmacher, der als 2003er einer der jüngeren Akteure des Münchener Aufgebots ist. „Das waren alles sehr intensive, harte Spiele“, blickt Hoffmann auf Split zurück. „Und das ist sicher die Richtung, in die es auch beim ANGT gehen wird. Ich erwarte eigentlich, dass sich das Niveau noch ein bisschen steigert und es hier noch härter werden wird“, sagt der 17-Jährige, der sich zuletzt in starker Verfassung zeigte und sowohl in der NBBL bei den Towers als auch in der ProB mit dem SC Rist überzeugte.

Dass sich der FC Bayern meldete und wegen Hoffmann und Möller anklopfte, die laut Benka Barloschky „auf ihren Position zu den größten Talenten in Deutschland gehören“, sei für seine beiden Schützlinge auch eine Auszeichnung, sagt der Rist-Chef- und Towers-Assistenztrainer. „Wir haben in verschiedenen Jahren immer mal wieder Anfragen für verschiedene Spieler gehabt. Man muss halt immer gucken: Passt es für den Spieler? Passt die Situation? Und glauben wir, dass der Spieler etwas davon hat? Wir hatten diesmal das Gefühl, dass es beiden Spielern guttun könnte und dass sie Spaß daran haben, sich auf einem sehr hohen internationalen Niveau zu messen. Deswegen haben wir zugestimmt“, so Barloschky.

Leif Möller

In München werden die beiden vom früheren Bundesliga-Trainer Andreas Wagner betreut, mit Steffen Hamann gehört ein ehemaliger Nationalspieler zum Stab. Wie Möller heute war Letzterer zu seiner Zeit ebenfalls für den Spielaufbau zuständig. „Er sagt einem öfters, was man besser machen kann und ist da sehr engagiert“, berichtet das Wedeler Talent, das sich unter Barloschky einen festen Platz im ProB-Kader erkämpft hat und wie bei den Spielen im Herrenbereich nun ebenfalls mit dem FCB auf ältere Gegner trifft: „Leif ist auch da noch ein Jahr jünger. Auf dem internationalen Niveau hat er wie auch in den ProB-Spielen noch mit der Physis zu kämpfen“, sagt der Rist-Trainer. „Da ist er noch nicht so stark, aber das ist ja auch völlig normal in dem Alter. Da gilt immer: Hauptsache, er lässt sich davon nicht verunsichern. Das Körperliche kommt irgendwann, darum mache ich mir keine Sorgen. Es geht eher darum, dass wir ihn spielerisch weiterentwickeln. Auf dem spielerischen Niveau ist er sowieso schon sehr gut und findet Lösungen, ohne dass er da der schnellste oder stärkste ist“, erläutert Barloschky.

Während des Vorbereitungsturniers in Split kam Hoffmann für die Bayern in zwei Spielen als Vierer von der Bank und stand einmal auf der Position drei in der Anfangsformation. „Der Trainer hat mir gesagt, dass ich viel Energie bringen, Rebounds holen, verteidigen und viel kommunizieren soll“, erläutert der Flügelspieler seine vorrangigen Aufgaben bei den Münchenern. Barloschky schätzt an Hoffmann ganz ähnliche Dinge wie sein Kollege beim FC Bayern: „Linus überzeugt ja vor allem immer mit seiner unglaublichen Energie, seiner Einstellung, seinem Willen, seinem Kampf“, betont der Rist-Trainer. „Er gibt nie auf, verteidigt mittlerweile auf einem hohen Niveau und reboundet sehr gut. Der nächste Schritt für Linus ist, dass er sich offensiv mehr zutraut, dass er offensiv ruhiger bleibt und das, was er alles kann, dadurch besser aufs Spielfeld bekommt“, so Barloschky.

Der große Klang des FC Bayern wird mitschwingen, wenn die beiden Münchener Gastspieler ab Freitag wieder das rote Hemd überstreifen werden – so mag man sich das zumindest vorstellen. Möller sieht es ganz unaufgeregt: „Es ist schon etwas Anderes, in einem anderen Trikot zu spielen, aber im Endeffekt ist es trotzdem nur ein Basketballspiel, in dem ich gewinnen und gut spielen will“, sagt der 16-Jährige. Er hat sich für die Auftritte gegen die europäische Spitze der 2002er und jünger vorgenommen: „Auf jeden Fall will ich besser werden, mich an das hohe internationale Niveau gewöhnen und probieren, meine bestmögliche Leistung abzuliefern“, so Möller.

Vor dem ANGT-Auftakt gegen den Nachwuchs des achtmaligen Euroleague-Titelträgers (beziehungsweise Europapokalsiegers der Landesmeister) aus Moskau stehen aber noch einige Übungseinheiten, damit auch die Feinabstimmung hinhaut: „Es kommt vor allem darauf an, dass wir uns als Team noch besser einspielen. Wir haben jetzt noch zwei, drei Systeme dazubekommen. Es geht halt darum, das zu verinnerlichen“, erklärt Hoffmann. Inhaltlich sei das Training ähnlich wie in der Heimat, sagt er: „Morgens viel Techniktraining und werfen, abends ist dann Teamtraining, da trainieren wir richtig intensiv. Die Coaches versuchen, uns so viel wie möglich voranzutreiben, was ja auch wichtig ist, damit wir Fortschritte machen und auf die Intensität, die beim Turnier auf uns zukommen wird, vorbereitet sind.“ Aus dem Umfeld ließe sich ableiten, dass der FC Bayern im europäischen Basketball in der höchsten „Gewichtsklasse“ mitmische: „Das ganze System und die Struktur sind größer“, sagt der 17-Jährige.

In der Parallelgruppe der Euroleague-Nachwuchsrunde in München geht es übrigens nicht minder namhaft zu: Titelverteidiger Real Madrid ist dabei, zudem mit Alba Berlin einer der führenden Nachwuchsförderer und dazu Promitheas Patras (Griechenland) sowie die Talente des derzeitigen Bundesliga-Zweiten MHP Riesen Ludwigsburg.