1. Damen: Zweiter in der Tabelle, in der Verteidigung Spitze

  • 4. April 2020

Theoretisch können die Risterinnen in diesem Jahr noch den HBV-Pokal gewinnen. Der Hamburger Basketball Verband hat die für Anfang Mai vorgesehenen Halbfinalspiele bislang nicht abgesagt, sondern lediglich verschoben. Doch dass der Pokal tatsächlich noch ausgespielt wird, damit rechnet Oliver Böttcher nicht. „Ich glaube nicht, dass das noch stattfinden wird, weil man auch noch eine gewisse Zeit benötigen würde, um ins Training zu gehen“, sagt er.

Jubel nach dem Heimsieg gegen Göttingen. Fotos: Manningeaux

In der Regionalliga wurde die Saison bereits vor gut zwei Wochen abgebrochen, die von Böttcher und Gundula Laabs betreuten Risterinnen schlossen das Spieljahr 2019/20 als Vizemeister ab. Aufgrund von Krankheiten, Verletzungen und anderen Verpflichtungen habe man nicht ein Saisonspiel in vollständiger Besetzung bestreiten können, gibt Böttcher zu bedenken. „Ich ziehe den größten Hut, den ich habe, vor den Mädchen, dass wir trotzdem Zweiter geworden sind. Das ist eine großartige Leistung, die Mädchen können auf ihre Leistung wirklich stolz sein“, meint er. Mit 13 Siegen und drei Niederlagen weisen die Risterinnen in der Abschlusstabelle lediglich zwei Punkte weniger als der Erste, der ASC 46 Göttingen, auf.

Großen Anteil am Erfolg hatte das Wedeler Bollwerk, der durch hohen Einsatz und unermüdliche Arbeit errichtete, für die Gegnerinnen manchmal unüberwindbare Deckungsverbund. „Unsere Verteidigung war unser Prunkstück. Da wir viele junge Spieler auch gerade auf den kleinen Positionen hatten, war es immer unser Ziel, von der ersten bis zur letzten Minute unheimlich viel Druck auf den Gegner auszuüben“, so Böttcher. Die Maxime habe stets geheißen: Nicht mehr als 50 Punkte zulassen! Auf der anderen Seite sei man immer in der Lage gewesen, selbst diese Marke zu übertreffen. Gerade einmal 43 Zähler gestatteten die Risterinnen den Gegnerinnen im Durchschnitt pro Partie. Böttcher: „Gundu und ich haben immer gesagt: ‚Wir gewinnen unsere Spiele nur über die Defense.‘ Das haben wir auch im Training forciert und viele, viele Übungen gemacht, was das betrifft.“

Gundula Laabs und Oliver Böttcher.

Das Spitzenspiel im Januar gegen Göttingen bildete diesbezüglich keine Ausnahme. Auch hier stimmte die Abwehrleistung. 68:49 gewannen die Risterinnen gegen den ASC, übernahmen damit den ersten Platz. „Das war das Highlight für uns. Die Halle war voll, es war eine tolle Atmosphäre, die Mädchen haben da ein tolles Spiel gemacht. Da hat man gesehen, welches Potenzial diese Mannschaft hat. Und es war hochverdient, gegen Göttingen mit 19 Punkten zu gewinnen“, erinnert sich der Trainer. Allerdings gab es eine Woche darauf gegen Wolfenbüttel die kalte Dusche, Mitte Februar musste man sich dann in Braunschweig geschlagen geben. Letzteres Spiel habe wohl die Meisterschaft gekostet, so Böttcher rückblickend. Dass in Braunschweig keine der erfahrenen ehemaligen Bundesligaspielerinnen Jessica Höötmann, Katharina Kühn und Laura Rahn dabei sein konnte, war auch ein Einflussfaktor.

Man könne stolz darauf sein, dass Anna Suckstorff den Sprung in den deutschen U18-Kader geschafft habe, dass auch Geneviève Wedemeyer beim Bundestrainer auf dem Zettel stehe und dass Lena Goerke eine solch wichtige Rolle eingenommen habe, zählt Böttcher Erfreuliches in Sachen Nachwuchsförderung auf. „Die Mädchen sind bereit, Verantwortung zu übernehmen. Dass es auch Spiele gab, in denen sie in Anführungszeichen gesagt zerbrochen sind, ist völlig normal. Sie haben aus der Saison viel, viel mitgenommen. Das ist das Tolle, dass wir in Wedel viele, viele hochtalentierte Mädchen haben“, freut sich Böttcher über die Entwicklung und bezog da nicht nur die drei erwähnten Spielerinnen ein.

Seine Co-Trainerin Gundula Laabs habe großen Anteil daran gehabt, dass die Talente Sprünge nach vorne machten und dass man in der Liga ganz vorne mitmischte, betont Böttcher. Die ehemalige Nationalspielerin arbeitete unter anderem im Individualtraining mit den Risterinnen – aber längst nicht nur. „Gundu ist eine wunderbare Trainerin und auch als Mensch unheimlich wichtig für diese Mannschaft gewesen“, sagt er. Böttcher selbst war nach dem Ablauf der Saison 2018/19 vom Co- zum Cheftrainer aufgestiegen. Keine neue Erfahrung für den erfahrenen Coach, dennoch aber ein Rollenwechsel mit der einen oder anderen Veränderung. „Der Druck ist immens höher. Du bist verantwortlich für das Team, für die Weiterentwicklung. Du stehst vermehrt im Fokus, von außen wie auch innerhalb des Teams. Es ist eine ganz andere Rolle“, sagt Böttcher.