1. Herren: Kostspielige Energiepause

  • 12. Dezember 2020
Osaro Jürgen Rich Igbineweka.
Fotos: Manningeaux

Nach einer über weite Strecken guten Leistung müssen die Rister im vierten Abschnitt abreißen lassen und verlieren gegen die Itzehoe Eagles mit 84:91.

Strom und Treibstoff zu sparen kann eine gute Sache sein. Im Basketball – im übertragenen Sinne – zur Unzeit den Verbrauch zu drosseln, zieht aber manchmal kostspielige Folgen nach sich. Der gute Eindruck, den die Rister im vom Restaurant Mühlenstein präsentierten Heimspiel gegen die Itzehoe Eagles bis dahin hinterlassen hatten, wurde nichtig, als für einige Augenblicke die Drehzahl sank. „Wir haben im vierten Viertel für zweieinhalb bis drei Minuten den Fuß vom Gas genommen und haben es nicht mehr so richtig geschafft, Energie zu erzeugen“, sagte Benka Barloschky, um unmittelbar hinzuzufügen: „Und die Itzehoer waren in dem Moment genau da, wo sie sein mussten“. Die Gäste nutzten die Schwächephase der Wedeler im Stile einer Spitzenmannschaft aus und brachten den entscheidenden Abstand zwischen sich und die Hausherren.

Barloschky musste auf Aurimas Adomaitis (Wadenverletzung) verzichten und schickte Yngve Jentz als „Fünfer“ ins Rennen. Die stets tadellose Einsatzbereitschaft und der Arbeitswille des 23-Jährigen wurden bereits in der Anfangsphase ausgebremst, als Jentz mit zwei Fouls vorerst auf die Bank musste. Auch Itzehoe blieb nicht verschont: Chris Hooper ereilte dasselbe Schicksal. Die Gäste suchten im Angriff oft ihre langen Leute in Korbnähe, aber die Rist-Verteidigung arbeitete gut und wehrte sich trotz Größennachteilen nach Kräften. Doch im Laufe des ersten Viertels erarbeitete sich Itzehoe zusehends insbesondere in Person von Yasin Kolo erfolgreiche Angriffsaktionen, die der Center mit hoher Treffsicherheit in Punkte ummünzte.

Druck machen und schnell spielen

Nach einem 6:0-Auftakt der Wedeler im zweiten Viertel nahm Itzehoe seine erste Auszeit. Die Gäste stellten auf Zonenverteidigung um und fanden damit ein wirkungsvolles Mittel, um sich wieder in Führung zu bringen. Auf Itzehoer Seite nahm Hooper Fahrt auf, gegen den US-Amerikaner fanden die Rister in der Abwehr oft keine passenden Maßnahmen, um ihn am Korbabschluss zu hindern. Dennoch lagen die Gastgeber zur Halbzeit mit 40:39 in Führung – dieser kleine Vorsprung war unter anderem auf Osaro Jürgen Rich Igbinewekas Treffsicherheit zurückzuführen gewesen, der seine vier Feldwürfe in den ersten 20 Spielminuten traf und nur an der Freiwurflinie eine Fahrkarte schoss. Trotz mancher guten Kolo- und Hooper-Szene hinterließen Barloschkys Jungs über weite Strecken einen ordentlichen Eindruck in der Verteidigung. „Wir hatten uns vorgenommen, defensiv viel Druck zu erzeugen. Das haben wir gut gemacht. Wir wollten das Spiel schnell machen, auch das haben wir gut gemacht“, betonte der Trainer. Dass Itzehoe größer und kräftiger besetzt ist und deshalb einige Rebounds mehr angeln würde als seine Mannschaft, zog Barloschky in seine Berechnungen mit ein.

Mario Blessing

Zu Beginn des dritten Abschnitts rückte sich Itzehoes Johannes Konradt in den Mittelpunkt und traf zwei Dreier, die Gäste drehten das Ergebnis auf 51:44 zu ihren Gunsten. Doch Rist gab nicht auf. „Wir sind immer wieder zurückgekommen und haben weitergespielt. Das hat die Mannschaft super gemacht“, so Barloschky. Nach einem Offensivfoul und unmittelbar folgendem technischen Foul bekam Itzehoes Hooper mit jetzt insgesamt vier Vergehen von Trainer Pat Elzie erst einmal eine Pause verordnet. Später übernahm Marko Boksic die Wirkungskraft Hoopers und stellte seine Vielseitigkeit unter Beweis, bestimmte nun das Geschehen bei den Gästen. Auf der Gegenseite tat dies in der zweiten Hälfte des dritten Abschnitts Mario Blessing, unter anderem durch einen erfolgreichen Dreier trotz Foul. Den folgenden Freiwurf traf er ebenfalls.

Sechs Itzehoer Punkte in Folge brachten die Steinburger in der zweiten Hälfte des Schlussabschnitts auf 88:77 davon – das waren jene Augenblicke, in denen die Rister wie beschrieben das Fuß vom Gas nahmen und die Gäste zugriffen.

Bundesliga-Chance für Haymond

Für Tucker Haymond könnte es an diesem Sonntag gleich die nächste Aufgabe geben. Der US-Amerikaner wurde von unserem Kooperationspartner Hamburg Towers nachgemeldet und kann als Aushilfe fünf Spiele für den derzeitigen Bundesliga-Tabellenführer bestreiten, der aufgrund von Verletzungen personell ausgedünnt ist. „Klar, das hat jetzt auch etwas mit Verletzungen zu tun, wir haben viele Verletzte auf seiner Position“, so Barloschky, der bekanntermaßen Cheftrainer in Wedel und Assistenzcoach bei den Towers ist. „Aber es hat auch damit zu tun, dass Tucker die richtigen Dinge tut. Er hat sich das auch verdient. Er ist ja noch nicht so lange da, aber in der kurzen Zeit hat er schon viel richtig gemacht. Jetzt gibt’s eine Chance – manchmal ist das so im Profisport, wenn man zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle ist – und ich glaube, das gibt ihm noch einmal einen Push“, sagt er. Die Anforderungen in der Bundesliga sind logischerweise noch einmal weitaus höher. „Das ist ganz klar ein enormer Schritt“, so Barloschky. „Aber zwei Faktoren sind dabei wichtig: Erstens trainiert er schon mit der Bundesliga-Mannschaft, hat schon einige Trainingseinheiten bei den Towers absolviert und kennt also schon das Niveau. Und zweitens arbeiten wir sehr hart daran, dass wir im ProB-Training den Standard eines Bundesliga-Trainings hinbekommen wollen, was Aggressivität und Intensität angeht. In der Bundesliga ist alles noch physischer und die Qualität der einzelnen Spieler ist noch ordentlich höher. Aber ich bin mir sicher, dass er dafür gewappnet ist.“ Haymond mit Bundesliga-Erfahrung und fortgesetzter Teilnahme am Towers-Training würde nach Barloschkys Einschätzung auch dem SC Rist zugutekommen: „Das setzt noch mal Extrakräfte frei, das ist für beide Mannschaften super.“

  • SC Rist (Punkte): Haymond (23), Rich Igbineweka (20), Blessing (12), Schmedes (11), Hoffmann, Kröger (je 6), Gorbachov (4), Möller (2), Jentz, Paukste, Schrader.