1. Herren: „Spiel defensiv auf den Guardpositionen verloren“

  • 5. November 2022
Marc Nagora traf in Schwelm vier seiner sieben Dreier.
Foto: Manningeaux

Oft helfen statistische Werte, Basketballspiele einzuschätzen, Entwicklungen zu erkennen und Ergebnisse zu erklären. Manchmal sind Zahlen auch einfach nur Zahlen, sind Eindrücke eines sportlichen Geschehens zwar mathematisch erfassbar, aber nur bedingt aussagekräftig. Die Rister verloren das Auswärtsspiel bei den EN Baskets Schwelm mit 85:103. Nach einem zuvor lange ausgeglichenen Geschehen setzten sich die Gastgeber im Schlussabschnitt noch deutlich ab, erzielten in den letzten zehn Spielminuten 31 Punkte, Wedel 14. Die beiden US-Amerikaner in Schwelmer Diensten, Brett Reed und CJ Oldham, kamen auf 50 Zähler, also fast die Hälfte der Gesamtausbeute ihrer Mannschaft, angelten sich gemeinsam 22 Rebounds. Es liegt nahe, zur Einschätzung der Wedeler Niederlage solche Tatsachen heranzuziehen. Stephan Blode tat es nicht.

„Gegner komplett unterschätzt“

„Das Team hat den Gegner komplett unterschätzt“, sagte der Rist-Trainer und wiederholte ein Wort, um seiner Aussage noch mehr Gewicht zu verleihen: „Komplett. Schwelm war bisher das schlechteste Team der Liga, was die Effizienz angeht, gerade auf den Guard-Positionen. Ich habe gewarnt. Ich habe gesagt: Da wird jemand in Erscheinung treten, die werden alles investieren. Offensichtlich hat das Team das nicht geglaubt, nicht ernst genommen. Wir haben den Gegner respektlos behandelt, und das war von Anfang an der Fall“, betonte Blode.

Die Schwelmer brachten wie vom Wedeler Trainer vor der Begegnung erwartet sofort vollen Einsatz und griffen den Wedeler Korb mit Vehemenz an. Und sie stürzten sich in der Verteidigung von Anfang an regelmäßig mit zwei Mann auf Harrison Cleary, um den besten Korbschützen der Liga in Bedrängnis zu bringen. Die Rister sahen sich einem 5:19-Rückstand gegenüber. Es lief nicht rund, da war sowohl bei der Korbverhinderung als auch beim Abschluss noch viel Luft nach oben. Schon in den ersten siebeneinhalb Minuten versuchte Blode in zwei Auszeiten nachzujustieren.

Leif Möller hatte mit mutigen und vor allem erfolgreichen Abschlüssen nun großen Anteil daran, dass Wedel trotz des schwachen Auftakts dranblieb. Für einen echten Hingucker sorgte mit Ablauf des ersten Viertels Christian Okolie, als er einem Schwelmer auf Höhe der Mittellinie den Ball wegschnappte und dann nur wenige Schritte weiter einen Wurf losließ, der durch die Maschen rauschte. Dieser sehenswerte Weitwurf war gleichzeitig Okolies erster Dreiertreffer in der ProB überhaupt. Dass man dank Okolie und dank eines weiteren, zuvor von Möller verbuchten Punktetrios wieder auf fünf Zähler an Schwelm dran war, änderte nichts an Blodes Kritik: „Wir haben im ersten Viertel ganz schlecht gespielt und hatten nur Glück mit den zwei Dreiern am Ende“, sagte er.

„Keine Lehren aus dem Start gezogen“

Marc Nagora brachte Rist in den ersten Sekunden des zweiten Durchgangs auf 24:26 heran und legte kurz darauf nach: Wieder drei Punkte. Den Zahlen nach lief es nun also besser, aber: „Wir waren dann ein bisschen drin im Spiel, haben uns ein bisschen aufgebäumt, haben aber keine Lehren aus dem Start gezogen“, bemängelte Blode, dessen Jungs zur Halbzeit 43:46 im Hintertreffen lagen.

Okolie war es, der seiner Mannschaft nach dem Seitenwechsel die erste Führung der Partie bescherte. Auch Michal Kozak rückte in der Folge verstärkt in den Mittelpunkt, erhielt den Ball ein ums andere Mal mit dem Rücken zum Korb stehend, wies Beweglichkeit und geschicktes Handwerk nach, als er seine Gegenspieler gleich mehrmals versetzte und einnetzte. Der Tscheche leistete auf diese Weise seinen Beitrag, um die im Vergleich zu den vergangenen Wochen deutlich geringere Offensivkraft Clearys auszugleichen. Und immer wieder setzte sich auch Möller in Szene. Das Geschehen schien sich aus Wedeler Warte in die richtige Richtung zu entwickeln, zeitweilige leichte Führungen inbegriffen. All das überzeugte Blode ganz und gar nicht. „Das Spiel hat sich aus meiner Perspektive nie gut angefühlt“, sagte er und beklagte, dass seine Mannschaft immer wieder nachgelassen habe und somit die Gelegenheit verstreichen ließ, die zweifellos auch vorhandenen, überzeugenden Minuten auszudehnen.

„Spiel defensiv auf den Guardpositionen verloren“

Die lange ausgeglichene Begegnung neigte sich in Richtung der Gastgeber, als diese Mitte des letzten Viertels mit zwei Dreiern auf 83:77 erhöhten. Blode funkte sofort mit einer Auszeit dazwischen, doch Schwelm hatte jetzt eindeutig Oberwasser. 90:77 stand es drei Minuten und 15 Sekunden vor Feierabend. Und das war nicht mehr aufzuholen.

Dass die Schwelmer Reed und Oldham mit 30 beziehungsweise 20 Zählern ihre bisherigen Saisonbestmarken einfuhren, sei gar nicht das Entscheidende gewesen, fand Blode: „Am Ende hat natürlich Reed noch mehr dominiert als vorher auch schon, aber wenn man das ganze Spiel betrachtet, haben wir das Spiel defensiv auf den Guardpositionen verloren.“ Obwohl man das Thema in der Spielvorbereitung deutlich mehr als nur bloß gestreift habe: „Wenn ich die Schwelmer Guards sehe, die bisher eine schwierige Saison haben, und sehe, dass Johan Flaa auf einmal zehn Punkte in der ersten Halbzeit macht, die er sich absolut verdient hat: Aber genau mit den Aktionen, vor denen wir gewarnt haben, die wir auf Video gesehen haben und die wir trainiert haben“, erläuterte Blode und mahnte in aller Deutlichkeit: „Wir müssen dringend auf den Boden der Tatsachen zurückkommen.“

Am kommenden Wochenende haben die Rister spielfrei, am 20. November kommt dann Itzehoe an den Steinberg. Der Kartenvorverkauf ist eröffnet: Hier entlang…

  • SC Rist (Punkte): Möller (26), Nagora (14), Kozak (13), Cleary, Okolie (je 10), Alegbe (5), Sredojevic (4), Hoffmann (3), Paukste, Meißner, Waller.
  • Statistik…