1. Damen: Anna Suckstorff fährt Mehrfachschichten für den Erfolg

  • 17. Januar 2019

Anna Suckstorff hat „alle Anlagen, die eine Spielerin auf ihrer Position braucht“. Fotos: Claus Bergmann

Morgens früh raus und mitunter erst gegen Abend zurück nach Hause. Dazwischen: Schule und Training, und zwar nicht zu knapp. „Das ist manchmal schon hart“, so Anna Suckstorff. Die 16-jährige Spielmacherin der 1. Damen besucht die Eliteschule des Sports in Dulsberg. Nicht eben unmittelbare Wedeler Nachbarschaft.

In der Stadtteilschule Alter Teichweg werde „Rücksicht auf die Bedürfnisse der leistungssportlichen Trainings- und Wettkampfplanung“ genommen, so beschreibt es die Schule selbst. Heißt unter anderem: Bei sportlichen Verpflichtungen werden unterrichtliche Anforderungen wie Klausurtermine flexibel gestaltet. Und die Eliteschüler trainieren mehr, nämlich nicht nur im Verein, sondern auch am Vormittag. „Für mich ist das ideal“, sagt Suckstorff. Alles in allem kommt sie somit auf bis zu neun Trainingseinheiten pro Woche, darunter an der Schule dreimal in der Halle und zweimal im Kraftraum des Olympiastützpunktes. Damit die Doppelbelastung möglichst beiderseitig zum Erfolg führt, gebe es die Möglichkeit zum „Streckabitur“, wie sie erläutert, also mehr Zeit bis zum Erreichen der Hochschulreife, um weder Unterricht noch Leistungssport zu vernachlässigen, sondern beides gleichermaßen zu meistern.

Die 16-Jährige schmeißt sich ins Getümmel unter dem Korb

„Anna hat alle Anlagen, die eine Spielerin auf ihrer Position braucht“, ist Manfred Schuncke, Trainer der 1. Damen, voll des Lobes für seinen Schützling. „Sie ist schnell, hat einen guten Schuss, sie kann zum Korb ziehen. Das ist alles sehr erfreulich. Das einzige Problem, das Anna hat, ist, dass ihr selber noch gar nicht bewusst ist, was sie alles kann“, meint er. Die 16-Jährige steht regelmäßig in der „ersten Fünf“, die Statistik weist sie mit acht Punkten pro Spiel als fünftbeste Korbschützin der Risterinnen aus. „Ich muss daran arbeiten, noch mehr Verantwortung zu übernehmen, mich mehr zu trauen, weil ich manchmal zu ruhig bin“, pflichtet Suckstorff ihrem Trainer bei.

Gemeinsam mit Luisa Garsoffky-Strey bilde die Jugendnationalspieler „ein sehr, sehr gutes Duo auf der Position, weil sie sehr unterschiedlich sind“, meint Schuncke. „Wenn wir da noch mehr von ihren PS aufs Feld kriegen, dann wird es für Anna langfristig im Basketball auch noch weiter nach oben gehen“, ist er überzeugt. Nach oben – das ist auch die Blickrichtung des Rist-Talents. „Mein Ziel ist es, in der Bundesliga zu spielen und auch in der Nationalmannschaft weiterzukommen“, sagt Suckstorff. „Ich traue ihr alles zu“, so Schuncke. „Ich gehe davon aus, dass sie von ihrem Talent und ihrer Spielfähigkeit her die Möglichkeit hätte, höherklassig zu spielen“, meint er. Im Trikot der DBB-Auswahl, nämlich in der Altersklasse U16, war Suckstorff bereits unterwegs und bestritt Länderspiele. Für den Lehrgang der U18 im November erhielt sie zuletzt keine Einladung. „Der Bundestrainer hat mich angerufen und mir erklärt, warum ich da nicht nominiert wurde. Er hat aber gesagt, dass er weiter ein Auge auf mich hat“, erläutert sie. Allein schon auf der Liste für die Nationalmannschaft zu stehen, sei für sie Motivation genug, im Training und im Spiel noch mehr zu tun, betont die 16-Jährige.

Doch unmittelbar hat sie mit ihren Teamkolleginnen zunächst die „Zweite“ von Eintracht Braunschweig vor Augen. Am Sonnabend (19. Januar, 19:30 Uhr) ist die Reserve des Bundesligisten in der Steinberghalle zu Gast. Sie hoffe natürlich, dass man im Vergleich zur Niederlage von Wolfenbüttel am vergangenen Wochenende mehr gesunde Spielerinnen zur Verfügung habe, so Suckstorff. Man erinnert sich: Nur sieben Risterinnen konnte Schuncke zuletzt aufbieten, mehrere davon waren angeschlagen, auch seine Spielmacherin hatte erst kurz der Partie in Niedersachsen eine Nackenverletzung überwunden. Insgesamt, so meint Suckstorff, stehe man als Team ja noch am Anfang der Entwicklung. Des Trainers Einschätzung, dass Härte im Spiel nicht zu den Lieblingsherausforderungen der 1. Damen zählen, teilt sie. Um in der Liga oben mitmischen zu können, müsse man selber noch härter spielen, sagt sie, und ebenfalls akzeptieren, dass die Pfeife des Unparteiischen bei einem Körperkontakt eben mal stumm bleibe.