Nach Startschwierigkeiten:<br>SC Rist bremst die Lokomotive aus

Viel Energie in der Steinberghalle durch die Yalla Rister (oben) und ab der 2. Hälfte auch auf dem Feld! Niklas Krause erneut Topscorer (unten) und Darren Egbe (rechts) mit einer Trefferquote von 100%!

Nach Startschwierigkeiten:
SC Rist bremst die Lokomotive aus

14. 10. 2024

Der Party-Hit "Der Zug hat keine Bremse" wurde auch schon in Wedel gespielt. Am Sonnabend gelang es dem SC Rist Wedel, die Lokomotive zu bremsen. Genauer gesagt: Den SSV Lokomotive Bernau. Denn mit einem 83:64 (32:42)-Sieg gegen die Brandenburger feierten die Rister ihren zweiten Sieg am Stück und ihren ersten Heim-Erfolg in der noch jungen Saison 2024/2025 in der 2. Basketball-Bundesliga ProB.

Dabei waren es zunächst die Hausherren, die ausgebremst wurden: "In der ersten Halbzeit hat der Gegner uns überrumpelt", gestand Rist-Trainer Hamed Attarbashi, der sich beim Stand von 6:14 (5. Minute) zu einer Auszeit genötigt sah. Auch der Wedeler Kapitän Linus Hoffmann gab zu, dass die Rand-Berliner "aggressiver begonnen, zum Korb gegangen und die Abpraller erobert hätten" als sein Team: "Am Anfang wollten sie mehr und haben auch mehr gegeben als wir."

So wuchs der Rückstand bis zur Mitte des zweiten Durchgangs bis auf 17 Punkte (19:36/15.) an. Sorgen, dass es nach der zwei Wochen zuvor zum Saisonstart bezogenen 65:104-Niederlage gegen die Berlin Braves die nächste Heimpleite setzen könnte, machte sich Hoffmann aber nicht: "Es war ja keinesfalls so, dass der Gegner uns basketballerisch an die Wand gespielt hat - es war einfach nur ein Energie-Ding."

Genau diese Energie hätten die Rister "in der Mitte des zweiten Viertels gefunden", so der Wedeler Aufbauspieler Niklas Krause, der feststellte: "Und die Halle war auch da." Tatsächlich war die Unterstützung der Zuschauer und speziell des Fanclubs Yalla Risters wieder "überragend", wie Attarbashi dankbar betonte: "Sie waren so laut, dass die Spieler mich wahrscheinlich selbst dann, wenn ich geschrien habe, auf dem Platz kaum hören konnten", fügte der Coach lachend hinzu.

Es war das Lächeln des Siegers, weil er seine Worte eben doch Gehör fanden - und von seinen Schützlingen beherzigt wurden: "Wir hatten am Anfang nicht die Bereitschaft, die hohe Intensität des Gegners mitzugehen, und generell keine gute Körpersprache", so Attarbashi, der erklärte: "Deshalb habe ich gefordert, dass wir mit Selbstvertrauen spielen müssen - und das lässt sich am besten durch Energie und harte Arbeit sammeln."

Genau mit diesen Tugenden bliesen die Rister zur Aufholjagd. Angetrieben von Krause, der zum zweiten Mal in Folge der beste Wedeler Punktesammler war ("Das war mir beim SC Rist noch nie gelungen."), gab es dank Jeremia Agyepongs Korbleger zum 49:49 (23.) erstmals wieder einen Gleichstand. Anschließend sorgte Krause beim 51:49 für die erste Rister Führung überhaupt und Hoffmann frohlockte: "Wir haben Spaß am Spiel gewonnen und am Ende deutlich mehr Energie gehabt."

Dieser Spaß war auch Al-Fayed Alegbe anzusehen: Trotz einer "unterirdischen Dreier-Quote", von der Attarbashi sprach, weil keiner der fünf Distanzwürfe des 20-Jährigen in Ziel ging, verzückte er die Zuschauer im letzten Viertel zwei krachende Dunkings. Dies war zusammen mit einer Traumquote von Darren Egbe (fünf Würfe, fünf Treffer/darunter ein Dreier) sowie dem erfahrenen Camron Reece, der fünf von zehn Freiwürfen versenkte und 19 Abpraller einsammelte - zwölf davon unter dem eigenen Korb -, der Schlüssel zum Sieg.

Nach dem Ertönen der Schlusssirene und ihrem Jubel im Siegerkreis erfüllten die Rister geduldig alle Autogrammwünsche. Hoffmann schrieb zudem seinen Mitspielern ins Klassenbuch, dass sie "Charakter bewiesen, die richtige Reaktion gezeigt und einen riesigen Schritt gemacht" hätten: "Wir befinden uns in einem Prozess und haben gezeigt, dass wir als Team bereit sind, uns weiterzuentwickeln." Das wurde ausgiebig gefeiert - allerdings mit dem Lied "Still D.R.E." von Dr. Dre und nicht mit "Der Zug hat keine Bremse".

Text: Johannes Speckner
Fotos: (c) Manningeaux 

STATISTIK:
Krause (17), Reece (13), Egbe (11), Alegbe, Hoffmann (je 10), Agyepong (7), Tangermann (6), Martin (5), Grey (4), Jeß, Rüß.
Viertel-Ergebnisse: 15:20, 17:22, 21:10, 30:12.