Offener Brief der Wedeler Sportvereine an die Stadt Wedel

Um diese Hallen geht es unter anderem: Die Sporthalle Schulauer Straße (oben) soll für JRG und SC Rist Ausweichhalle werden, ist aber kleiner und schon voll belegt. Steinberghalle (unten) sollte in mehrere Abschnitten saniert werden, so die Forderung der

Offener Brief der Wedeler Sportvereine an die Stadt Wedel

31. 10. 2024

Zwölfmonatige Schließung der Steinberghalle betrifft alle Vereine in Wedel  

Michael Schleef staunte nicht schlecht, als er las, dass die Verwaltung der Stadt Wedel die Sporthalle an der Schulauer Straße/Ecke Bekstraße für die Zeit, in der die Steinberghalle saniert werden soll, dem SC Rist Wedel und dem Johann-Rist-Gymnasium zur Verfügung stellen will. "Im Juli 2024 gab es einmal eine Begehung mit der Stadt, in der es darum ging, dass das eine oder andere Angebot des SC Rist und Schulsportstunden in diese Halle verlagert werden. Aber dass sie für mindestens ein Jahr zu hundert Prozent an den SC Rist und das Gymnasium gehen soll, war kein Thema - es ging darum, Lösungen zu finden", betonte der 1. Vorsitzende des Wedeler TSV.

Weil die WTSV-Führung die langjährige "TSV-Sporthalle" im Jahr 2021 an die Stadt Wedel abgegeben hatte, ist sie seitdem eine städtische Halle. "Trotzdem findet dort noch immer ein Großteil unserer Sportangebote statt", so Schleef. In der Halle, die im Gegensatz zur Steinberghalle (Drei-Feld-Halle) nur über anderthalb Felder verfügt, würden "unter anderem zahlreiche Reha-, Gesundheits- und Herzsportkurse stattfinden", so Schleef. Der TSV-Vorsitzende ergänzte, sein Klub sei "mit über 2700 Mitgliedern und Sporttreibenden der größte Sportverein der Stadt" und deshalb auch "mit Ausnahme der Steinberghalle in allen Wedeler Sporthallen mit Angeboten vertreten".

Schul- und Vereinssporrt sollen sich knappe Hallenkapazitäten teilen – Mitgliederschwund befürchtet

Die These von Andrea Koschek, die als 1. Vorsitzende des SC Rist Wedel davon sprach, dass "eine zwölfmonatige Schließung der Steinberghalle für eine Komplettsanierung die gesamte Sportlandschaft in Wedel nachteilig verändern würde", teilte Schleef. "Vor allem der SC Rist und der WTSV hätten einen erheblichen Mitgliederschwund zu befürchten", erklärten Koschek und Schleef unisono. Deshalb wandten sie sich am Montag in einem offenen Brief, den auch die Vorstände des SC Cosmos Wedel und des Nandu e. V. unterzeichneten, an alle Mitglieder des Rats der Stadt Wedel. Gemeinsam forderten sie, "dass die Sanierung der Steinberghalle in mehreren Bauabschnitten erfolgt, damit der Schul- und Vereinssport auch während der Sanierung ungehindert fortgeführt werden kann".

Stand jetzt soll bis zum Jahresende die Ausführungsplanung und die Ausschreibung der Bauleistungen für die Komplettsanierung der Steinberghalle erstellt werden, sodass die Ratsversammlung die Sanierung für 2025 und/oder 2026 beschließen kann. Vorbehaltlich der Genehmigung des Haushalts durch das zuständige Landesministerium könnte die Umsetzung der Sanierung dann zeitnah erfolgen. Gegenwärtig ist vorgesehen, die Steinberghalle im Zuge der Komplettsanierung für ein ganzes Jahr schließen und dem SC Rist sowie dem Johann-Rist-Gymnasium als Ersatz die besagte Sporthalle an der Schulauer Straße zur Verfügung zu stellen.

"Durch Umbaumaßnahmen soll diese Halle für den Schulsport und das Basketballtraining auf zwei Feldern ertüchtigt werden. Aufgrund der Abmessungen der Halle entspricht aber ein Hallenteil - die Halle ist nur einmal teilbar - nicht einem Drittel einer Dreifeldhalle", so Koschek, die klarstellte: "Im kleineren Hallenteil kann nur mit kleineren Gruppen Sport getrieben werden - für eine Ballsportnutzung ist er nicht geeignet." Folglich hätte ein Wegfall der Steinberghalle für zwölf Monate für das Gymnasium, den WTSV, den SC Rist und den gesamten Wedeler Vereinssport "weitreichende Folgen", urteilte Koschek.

Während es in der Zeit von Mai bis Oktober eventuell noch Ausweichmöglichkeiten in Außenbereiche gäbe, wäre der Schul- und Vereinssport in den kälteren Monaten nur mit erheblichen Einschränkungen durchführbar. Dies ist umso dramatischer, da bereits jetzt in Wedel erhebliche Hallenkapazitäten fehlen, wie der Sportentwicklungsplan der Stadt aus dem Jahr 2020 eindeutig festgestellt hat. "Mit dem Wegfall der Steinberghalle verschärft sich dieses Kapazitätsproblem dramatisch", so Koschek, die zudem an die Zeit der Corona-Beschränkungen erinnerte: "Der Schulsport darf nach den weitreichenden Ausfällen vom März 2020 bis zum Sommer 2021 nicht erneut für lange Zeit brach liegen-"

Ausweichhalle für den Schulsport des JRGs an der Schulauerstraße ist jetzt mit Reha-, Senioren- sowie Kleinkind-Sport voll belegt

Die Sporthalle an der Schulauer Straße ist aktuell vormittags an allen Wochentagen mit Reha- und Seniorensport des Wedeler TSV belegt. Nachmittags nutzt der WTSV die Halle für seine Vereinssportangebote, vor allem auch für Kleinkinder (Mutter-Kind-Gruppen). Die vorgesehene Nutzung für den Schulsport während der Steinberghallen-Sanierung hätte zur Folge, dass der komplette Reha- und Seniorensport in andere Räumlichkeiten verlegt werden müsste. "Wir fragen uns, welche Räumlichkeiten dieses sein sollen, denn von den Krankenkassen und der Rentenversicherung gibt es genaue Vorgaben, beispielsweise zu den Gruppengrößen und Raumausstattungen", betonte Schleef.

Der Vorsitzende des WTSV warnte: "Diese Anforderungen müssten bei einem Umzug der Reha- und Seniorensportgruppen berücksichtigt und geeignete Räumlichkeiten gefunden sowie finanziert werden." Ein Raumanforderungsprofil für diese Angebote liegt der Stadt Wedel vor. Eine Einschränkung dieser Angebote für die Senioren in Wedel, die von den Krankenkassen gefördert werden, würde nicht nur den WTSV, der aktuell jährlich rund 100.000 Euro Einnahmen durch den Rehasport erzielt, finanziell stark schädigen, sondern er hätte auch weitreichende Folgen für die Gesundheitsprävention und die Wedeler Bevölkerung.  

Auch nachmittags kann die Sporthalle an der Schulauer Straße keinesfalls, wie von der Verwaltung vorgeschlagen, problemlos für den Basketball-Trainingsbetrieb des SC Rist genutzt werden: "Sie ist aktuell von uns voll ausgelastet", betonte Schleef. Somit müssten entweder die Sportangebote des WTSV (rund 50 Stunden, Nutzung durch Gesamtverein und Abteilungen, montags bis freitags, ab 16 Uhr) oder 98 Stunden Trainingsbetrieb des SC Rist (aktuelle Stundenanzahl in der Steinberghalle von montags bis freitags ab 15/16 Uhr) in andere Hallen verlegt (Koschek: "Aber wohin?") oder gänzlich gestrichen werden.

Selbst bei einer Einschränkung von etwa 30 bis 40 Prozent des Trainingsbetriebs des SC Rist werden noch immer 60 bis 64 Stunden Hallenzeit benötigt. Diese könnten die Korbjäger des SC Rist nur bekommen, wenn die Stadt Wedel anderen Wedeler Vereinen wie dem WTSV, dem SC Cosmos und Nandu eine erhebliche Anzahl ihrer aktuellen Hallenzeiten entzieht. "Das ist nicht hinnehmbar", betonte Koschek. Bei Einschränkungen im Trainings- und Spielbetrieb fürchtet die Vorsitzende des SC Rist für alle Sportvereine den Austritt vieler Sportler im Breitensport, da das Angebot deutlich eingeschränkt wird, sowie eine Abwanderung von Leistungssportlern und Trainern im Jugendbereich zu anderen Vereinen im Umland, die bessere Trainings- und Spielmöglichkeiten haben.

Große finanzielle Einbußen für alle Vereine befürchtet

Dies hätte für alle Wedeler Vereine zur Folge, dass ihr Budget in nicht abschätzbarem Maße schrumpft. "Weniger Mitglieder bedeuten weniger Beiträge", rechnete Koschek vor und warnte: "Dann wären Personalentlassungen die wahrscheinliche Folge." Im leistungsorientierten Jugendbereich würde der Anschluss an die nationale Spitze verloren gehen und aufgrund der Veränderungen in der Personalstruktur drohen Einschränkungen beziehungsweise sogar der komplette Wegfall von Ferienprogrammen für Kinder und Jugendliche, Grundschul-AGs im Rahmen der bestehenden Schulkooperationen sowie besonderer Veranstaltungen wie Tag des Sports, Grundschulliga und Sommerfeste.

All dies würde "für alle Sportvereine eine erhebliche Schwächung bedeuten" und könne "für den WTSV wie den SC Rist Wedel existenzbedrohend werden", stellten Koschek und Schleef gemeinsam fest. Deshalb stellten sie in ihrem offenen Brief, den auch der TC Wedel, die Rad-Gemeinschaft Wedel, der Lauftreff Wedel und der TC Aue Wedel unterstützten, klar: "Vor diesem Hintergrund können wir eine Schließung der Steinberghalle für zwölf Monate unter keinen Umständen akzeptieren."

Zudem warfen die Vorstände die Frage auf, was die Umrüstung der Sporthalle an der Schulauer Straße für den Schulsport kosten würde. Die Halle, die 2004 erbaut wurde, ist in ihrer aktuellen Ausstattung für Schulsport nicht geeignet: Der Boden der Halle ist durch eine 20-jährige, intensive Nutzung an vielen Stellen beschädigt. "Es fehlen alle Voraussetzungen, um die Halle für die Ballsportarten Handball, Basketball, Volleyball sowie Hockey und Badminton zu nutzen, welches die Lerninhalte ab Schulklasse 9 sind", bilanzierte Koschek.

Forderung aller Wedeler Vereine an den Rat: Beschluss der Sanierung der Steinbeghalle in mehreren kürzeren Bauabschnitten!

Die Vorstände des SC Rist, WTSV, SC Cosmos und Nandu e. V. zogen folgendes Fazit: "Aufgrund der drohenden massiven Nachteile für die Sportvereine in Wedel sehen wir uns gezwungen, die Ratsversammlung Wedel dringend aufzufordern, ihr Recht als Bauherr wahrzunehmen und hinsichtlich der Sanierungsabschnitte eindeutige Vorgaben zu machen." Es dürfe ihrer Ansicht nach nicht dazu kommen, dass der Wedeler Vereinssport in seiner Existenz bedroht und der Schulsport ausgebremst wird. "Wir alle verantworten Vereine mit langer Tradition und großer Strahlkraft und sind ein wichtiger Teil der Wedeler Gesellschaft. Wir fordern die Politik auf, die Sanierung der Steinberghalle in mehreren Bauabschnitten zu beschließen und die Schließungszeiten auf die Monate Mai bis Oktober zu beschränken", betonten die Vorstände.

Anfallende Mehrkosten müssen in Relation zu Schäden für die Vereinslandschaft in Wedel gesetzt werden!

Schleef wies darauf hin, "dass die Verwaltung in der letzten Ratssitzung noch keine Zahlen vorgelegt hat, wie viel teurer eine Sanierung der Steinberghalle in zwei oder drei Phasen wäre". Im Gegenzug würde eine Aufteilung der Sanierungsmaßnahmen auf zwei oder mehr Bauabschnitte die finanzielle Belastung des städtischen Haushaltes pro Jahr reduzieren und es dadurch ermöglichen, weitere sehr wichtige Investitionen zum Beispiel in den Bereichen Kita und Schulen zu tätigen. "Sollten durch die Unterteilung in mehrere Bauabschnitte tatsächlich Mehrkosten entstehen, sind diese unbedingt im Verhältnis zu den ansonsten entstehenden Kosten für die Umrüstung der Sporthalle Schulauer Straße sowie den nachhaltigen Schäden am Wedeler Vereins- und Schulsport betrachten - denn diese Schäden wären mit Geld nicht wieder zu beheben", betonte Koschek abschließend.

Text: Johannes Speckner
Fotos: (c) Manningeaux, Johannes Speckner