Mika Tangermann ist beim Auswärtsderby Topscorer mit 13 Punkten.
06. 01. 2025
53 Kilometer von der heimischen Steinberghalle aus und damit die kürzeste Auswärtsreise in dieser Saison bewältigten zahlreiche Anhänger des SC Rist Wedel, obwohl es am Sonntagnachmittag bei der Abfahrt in Wedel leicht schneite. Für ihre Mühe wurden sie aber nicht mit etwas Zählbarem belohnt, denn die Rister legten einen Fehlstart in das Jahr 2025 hin und verloren bei den Itzehoe Eagles mit 61:97 (29:40). Dass es damit ausgerechnet bei einem Gegner, der den Jahreswechsel als Tabellenletzter der 2. Bundesliga ProB verbracht hatte, die höchste Auswärtsniederlage in dieser Serie setzte – noch deutlicher hatten die Wedeler nur zum Saisonstart beim 65:104 gegen die Berlin Braves verloren –, erklärte Rist-Coach Hamed Attarbashi kurz und knapp wie folgt: „Die Eagles waren dazu bereit, das Spiel anzunehmen, und uns in allen Belangen überlegen.“
Rund 800 Kilometer legte Camron Reece am Samstag zurück, um in Itzehoe dabei sein zu können. Nachdem er am Freitagabend mit dem Rister Kooperationspartner Veolia Towers Hamburg das Euro-Cup-Spiel bei U-BT Cluj-Napoca 83:104 verloren hatte – der US-Amerikaner erzielte dabei vier Punkte in knapp 14 Minuten Einsatzzeit –, war er mit den „Türmen“ am Sonnabend aus Rumänien nach München geflogen. Während der ebenfalls per Doppellizenz auch für die Rister aktive Jared Grey von der Isar aus mit dem Towers-Tross weiterreiste nach Bamberg, wo es am Montag, 6. Januar, gegen die Bamberg Baskets um Bundesliga-Punkte geht, fuhr Reece mit dem ICE nach Hamburg.
Dass Reece in der Lehmwohldhalle mit nur neun Zählern erstmals in dieser Saison lediglich eine einstellige Punkteausbeute erreichte – in den vorherigen elf Partien hatte er im Schnitt 17,18 Punkte gesammelt –, lag aber weniger an den Reisestrapazen sondern vielmehr an der bärenstarken Zonenverteidigung der Itzehoer. „Sie haben das Zentrum hervorragend dicht gemacht und so nicht nur Reece aus dem Spiel genommen, sondern uns insgesamt gezwungen, Würfe von außen zu nehmen“, analysierte die Rister Co-Trainerin Constanze Wegner. Es war bezeichnend, dass die Wedeler mit 29 Dreierwürfen ebenso viele Versuche aus der Ferndistanz abgaben wie aus der Nahdistanz. Und dabei litten sie zum wiederholten Male unter fehlender Präzision: Lediglich fünf ihrer 29 Dreierwürfe und somit nur 17 Prozent fanden den Weg in den Korb der „Adler“, die ihrerseits auch 29 Mal aus der Distanz abdrückten und dabei elfmal trafen (38 Prozent).
So drehten die Hausherren die anfänglichen Führungen der Rister, die letztmals nach einer Balleroberung und einem Korbleger von Niklas Krause zum 9:8 in Front lagen (5. Minute), schnell zu ihren Gunsten. Schon vor dem Ende des ersten Viertels war der Rückstand der Wedeler erstmals zweistellig und Wegner gab zu: Die Itzehoer haben richtig Bock auf das Derby gehabt, immer Lösungen gehabt und wiederholt ihre freien Mitspieler gefunden.“ Die sich bietenden Räume nutzte vor allem Adam Paige, der 25 Punkte zum ersten Eagles-Heimsieg in dieser Saison beisteuerte. „Wir wussten, was Paige und die anderen starken Itzehoer Spieler können, haben es aber als Team nicht geschafft, sie zu stoppen“, räumte Wegner ein.
Zu Beginn des zweiten Viertels erhöhten die Störstädter zunächst auf 26:11 (11. Minute), ehe die Wedeler einen 7:0-Lauf hinlegten und noch einmal auf 18:26 herankamen (15.). „Aber unter dem Strich waren bei uns in der ersten Halbzeit zu viele Dinge schlecht, als dass dieses eine Aufbäumen hätte reichen können, um die Partie zu drehen“, stellte Wegner fest. Die Itzehoer schlugen zurück, sodass sie zur Halbzeitpause weiterhin mit elf Punkten in Front lagen. Und anschließend musste Wegner ihre „Hoffnung, über den Berg zu kommen und zumindest das Ergebnis in eine kosmetisch schönere Richtung zu schubsen“, begraben: Die Itzehoer spielten sich im dritten Viertel in einen regelrechten Rausch und erzielten innerhalb von zehn Minuten mit 33 Punkten mehr als doppelt so viele wie die Wedeler (15).
Obwohl Mika Tangermann, der mit 13 Zählern der beste Rister Scorer war, unter den Körben nach Kräften ackerte, gewannen die Steinburger die Mehrzahl der Offensivrebounds (16 gegenüber neun) wie auch der defensiven Abpraller – 30 gegenüber 24 – und deshalb am Ende auch „vollkommen verdient das Derby“, wie Wegner feststellte: „Sie haben über 40 Minuten härter gearbeitet und sind dafür belohnt worden.“ Und das auch im Klassement, wo die Itzehoer zum Hinrunden-Abschluss vom letzten auf den zum Klassenerhalt genügenden zwölften Platz kletterten.
Schon am Sonnabend, 11. Januar, bietet sich dem SC Rist im Rückspiel (19 Uhr/Lehmwohldhalle) die Chance zur Revanche. „Alle Wedeler wünschen den Eagles den Ligaverbleib, damit wir auch in der nächsten Saison zwei schöne Derbys haben – aber wir müssen zunächst einmal auf uns selbst und in der Tabelle sorgsam nach unten schauen“, warnte Wegner bei nun nur noch vier Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone. In die 1. Regionalliga Nord wollen weder die Wedeler noch die Itzehoer absteigen, auch wenn sie dort deutlich mehr kürzere Auswärtsfahrten hätten.
Kommt am Samstag in die Halle, unterstützt das Team, wenn die Jungs hoffentlich die richtige Antwort parat haben!
STATISTIK: Tangermann (13), Krause (11), Reece (9), Agyepong (7), Alegbe (6), Martin (6), Hoffmann (4), Adler (3), Fatnassi (2), Jeß.
Viertel-Ergebnisse: 22:11, 18:18, 33:15, 24:17.
Text: Johannes Speckner, Fotos: (c) Manningeaux
Auf dem Titelbild: Tip Off in Itzehoe, Camron Reece steigt am Höchsten.