Bitteres Ende: zweite Derby-Niederlage gegen Itzehoe

Von links nach rechts: Camron Reece, Jeremia Agyepong und Fabian Giessmann beim Derby-Krimi in der Steinberghalle.

Bitteres Ende: zweite Derby-Niederlage gegen Itzehoe

12. 01. 2025

Es war ein verzweifelter, letzter Versuch: Tief aus der eigenen Spielfeldhälfte heraus gab Camron Reece am Sonnabend unmittelbar vor dem Ertönen der Schlusssirene noch einen Wurf ab, der sein Ziel aber verfehlte. Nicht mehr abwenden ließ sich somit für den SC Rist Wedel in der wieder einmal ausverkauften Steinberghalle nach einem packenden Basketball-Krimi die 80:82 (31:32)-Niederlage gegen die Itzehoe Eagles. Damit gewannen die „Adler“ auch das zweite Derby innerhalb von sieben Tagen und rückten in der Tabelle der 2. Bundesliga ProB bis auf zwei Punkte an ihren Landes-Rivalen heran.

„Dass wir zuhause zum zweiten Mal in Folge knapp verloren haben, war sehr, sehr bitter, weil wir kämpferisch eine hervorragende Leistung gezeigt und uns viele zweite Chancen erarbeitet haben“, haderte Rist-Trainer Hamed Attarbashi, der bei seinen Schützlingen „viel mehr Energie“ sah als am vergangenen Sonntag im Nachbarkreis Steinburg. Die Bemühungen, für die dort erlittene 61:97-Pleite schnell Revanche zu nehmen, schienen auf einem guten Weg zu sein, als die Hausherren nach zehn Minuten mit 24:15 führten. Dazu trug auch Leif Möller bei, der nach gut zweieinhalb Minuten für Al-Fayed Alegbe eingewechselt wurde und damit erstmals in dieser Saison für die Rister das Parkett betrat.

Ein Einsatz des gebürtigen Wedelers, der inzwischen eigentlich fest zum Bundesliga-Kader des Rister Kooperationspartners Veolia Towers Hamburg gehört, sei „in den vergangenen Wochen schon mehrmals geplant gewesen“, verriet Attarbashi. Dann hätte sich Möller aber „leider zwischenzeitlich verletzt“, mehrmals stand zudem ein zeitnah stattfindendes Towers-Spiel einer Rückkehr des 21-Jährigen in das gelb-grüne Trikot im Weg. „Jetzt hat es einfach gepasst“, erklärte Attarbashi das Mitwirken von Leif Möller, der für die „Türme“ erst am Mittwoch, 15. Januar, im Euro-Cup-Spiel in Ankara wieder gefordert ist. Für die Zuschauer kam dies ebenso überraschend wie für die Itzehoer.

Dass Leif Möller in dieser Saison noch kein einziges Training mit den Ristern absolvierte, machte sich allerdings bemerkbar: Bis zur Halbzeitpause blieb er ohne Punkt. „Das lag aber auch daran, dass die Itzehoer sehr kompakt verteidigt haben“, lobte Attarbashi den Gegner. Deutlich besser kam mit dem Umstand, noch nicht mit den Wedelern trainiert zu haben, Fabian Giessmann zurecht. Der 19-Jährige, der zu Beginn des Jahres von den Veolia Towers verpflichtet und mit einer Doppellizenz für die ProB ausgestattet worden war, wurde bei seinem ersten Auftritt im Trikot der Rister mit 16 Punkten gleich deren Topscorer. Attarbashi attestierte dem Angriffsspieler „ein ordentliches Debüt“.

Nicht ordentlich, sondern zerfahren war das, was die Rister Mannschaft im zweiten Viertel bot. „Das war phasenweise wie in Itzehoe“, erkannte Attarbashi unschöne Parallelen zum Hinspiel. In diesem Abschnitt fanden die Wedeler abermals kein Mittel gegen Adam Paige, der innerhalb von zweieinhalb Minuten neun (!) Punkte in Folge für die Gäste erzielte und sie damit auf 24:25 heranbrachte. Insgesamt sammelte Paige zwischen der zehnten und der 18. Zeigerumdrehung zwölf Punkte, eroberte drei Rebounds und stibitzte den Wedelern einen weiteren Ball, ehe Eagles-Coach Timo Völkerink ihn auswechselte.

Obwohl die Rister einmal mehr von ihren lautstarken Anhängern hervorragend unterstützt wurden, waren sie zur Pause ebenso wie nach einem ausgeglichenen dritten Abschnitt mit jeweils drei Punkten im Hintertreffen. Im letzten Viertel schienen sie das Momentum aber auf ihrer Seite zu haben, als Leif Möller mit einem Dreier, einem Defensivrebound und einem verwandelten Freiwurf für eine 67:63-Führung sorgte (34. Minute). Sein nächster Versuch aus der Distanz krachte nur an die Korbumrandung und Giessmann vergab zwei Freiwürfe, ehe er kurz darauf zwei weitere Male an die Freiwurflinie treten durfte und jeweils traf. So führten die Rister knapp fünf Minuten vor Ultimo mit 69:62.

Die Grundlage für diesen Vorsprung war, dass die Rister mehr als drei Minuten lang keinen gegnerischen Punkt zuließen. Dass sie danach trotzdem noch auf die Verliererstraße gerieten, lag laut Attarbashi vor allem daran, dass sie „eigentlich gut verteidigten, dann aber in der Schlussphase mit zu vielen leichten Fouls Freiwürfe verursachten“. Wahre Worte: Neun der 18 Punkte, mit denen sich die Itzehoer in den letzten dreieinhalb Minuten noch den Derby-Sieg sicherten, erzielten sie per Freiwurf. „Da haben wir uns nicht schlau angestellt – in diesen Situationen hätten wir besser verteidigen müssen“, urteilte Attarbashi, der abschließend betonte: „Die Jungs waren niedergeschlagen, aber wir werden weitermachen.“ Damit beim nächsten Mal gar kein Verzweiflungswurf in der Schlusssekunde abgegeben werden muss.

STATISTIK: Giessmann (16), Reece (14), L. Möller (13), Agyepong (10), Krause (9), Grey (8), Krause (9), Martin (5), Alegbe (4), Adler, Fatnassi, Hoffmann, Tangermann.
Viertel-Ergebnisse: 24:15, 15:27, 18:18, 23:22.

Text: Johannes Speckner, Bilder: (c) Manningeaux

Auf dem Titel-Bild: Leif Möller