09. 02. 2025
Vierter Sieg in Folge und Döner in Berlin
„Berlin ist immer eine Reise wert.“ Indem Hamed Attarbashi dieses aus den 1950er- und 1960er-Jahren stammende Motto zitierte, bezog er sich einerseits auf die Schönheit von Deutschlands Hauptstadt, von der die Spieler des SC Rist Wedel am Sonnabendvormittag auch etwas sahen: „Weil unser Zug pünktlich war, konnten wir noch ein bisschen durch die Stadt schlendern“, so Attarbashi, der sich an der Spree aber sportlich ebenfalls sehr wohlfühlt. Mit einem 80:66 (42:29) bei den Berlin Braves gewann er auch seinen zweiten Auftritt als Rist-Trainer in der Hauptstadt, in deren Vorort Bernau er in der vergangenen Saison mit den Wedelern ebenfalls triumphiert hatte.
In der Sömmeringhalle in Berlin-Charlottenburg, die 2.500 Zuschauer fasst und für Attarbashi „eine der schönsten Hallen Deutschlands“ ist, blieben leider zahlreiche Plätze leer. Die nur rund 250 Besucher sahen, wie die Gäste von Beginn an das Heft des Handelns in die Hand nahmen. Attarbashi sprach von einer „sehr beherzten und geschlossenen Leistung“ seiner Schützlinge, die beim 5:7 (2. Minute) und 7:10 (3.) zwar zweimal in Rückstand gerieten, dann aber zehn Punkte in Folge erzielten (15:7/5.). Dabei ließen sich die Rister auch von einer Auszeit von Braves-Coach Michael Wende nicht aus dem Konzept bringen – und gaben die Führung in der Folge nicht mehr her.
Obwohl Camron Reece zu Beginn des zweiten Viertels zwei Korbleger vergab, rollte der Wedeler Zug unaufhörlich weiter. Ein Korbleger von Nikola Sredojevic, der damit seine ersten Punkte für den SC Rist seit dem 26. April 2024 und der Rückkehr von seinem Auslandssemester in Portugal erzielte, sowie ein Freiwurf von Niklas Krause bescherten den Gästen erstmals einen zweistelligen Vorsprung (31:21/15.). „Und darauf haben sich die Jungs nicht ausgeruht, sondern weiter Gas gegeben“, so Attarbashi, der zudem zufrieden registrierte, dass er „viel wechseln konnte, ohne dass dies einen Qualitätsverlust bedeutete“.
So wurde Sredojevics Einsatzzeit im Vergleich zu seinem Wiedereinstand sechs Tage zuvor beim 84:53 (44:29) gegen die Iserlohn Kangaroos mehr als verdoppelt auf gute zwölf Minuten; sieben seiner Mitspieler standen mindestens knapp 20 Minuten auf dem Parkett. Dabei glänzte neben Mika Tangermann, der unter dem eigenen Korb gleich sieben Rebounds eroberte, vor allem Nelson Martin mit neun Punkten, klugen Pässen und einer starken körperlichen Präsenz. Dies registrierte natürlich auch Attarbashi („Ja, Mika und Nelson waren gut.“), für den aber das starke Kollektiv überwog: „Wir haben als Gruppe geglänzt – jeder Spieler hatte seine Höhepunkte, aber vor allem war es eine grandiose Mannschaftsleistung.“
Angeführt von Kapitän Linus Hoffmann, der all seine drei Würfe aus Nahdistanz und zwei seiner fünf Dreier-Versuche versenkte, kämpften sich die Rister Akteure auch aus einem kleinen Tief, das ihren zwischenzeitlich schon 15 Punkte betragenden Vorsprung (36:21/18.) im dritten Durchgang zusammenschmelzen ließ, wieder heraus. Nach dem 40:47 der Berliner war es ganz wichtig, dass Krause mit einem Korbleger sowie einem Freiwurf antwortete (50:40/25.). Und als die Hausherren beim 45:50 sogar bis auf fünf Zähler herangekommen waren, ließen die Gäste anschließend dreieinhalb Minuten lang keinen gegnerischen Korb zu und punkteten selbst in diesem Zeitraum immerhin fünfmal (55:45).
„Ja, im dritten Viertel hätte die Partie kippen können, weil wir zwischenzeitlich defensiv nicht wach genug waren – aber das haben wir korrigiert und wieder die Kurve bekommen“, urteilte Attarbashi, der auf seine Assistentin Constanze Wegner verzichten musste, die wegen einer Erkältung im heimischen Hamburg geblieben war. Als die Rister dank zweier von Tangermann verwandelter Freiwürfe mit 76:56 führten und nur noch drei Minuten auf der Uhr waren, war sich Attarbashi „sicher, dass es zum Sieg reichen wird“. Dass die Berliner in der Schlussphase noch etwas Ergebniskosmetik betrieben, war ebenso zu verschmerzen wie der Umstand, dass Reece nach seinem fünften Foul nicht mehr mitwirken durfte (36.).
Erstmals in dieser Saison gewannen die Rister viermal in Folge, womit sie auch ihre Saison-Bilanz mit nun neun Siegen bei neun Niederlagen ausglichen. Eine noch längere Erfolgsserie hatten die Gelb-Grünen letztmals vom 17. Februar 2024 bis zum 30. März 2024 hingelegt, als ihnen sogar sechs Siege in Folge gelungen waren. „Auswärts zu bestehen ist immer schwer“, weiß Attarbashi, der den Erfolg „auch für die Tabelle ganz wichtig“ nannte: Schließlich gelang es seinem auf Rang acht – dem letzten Play-Off-Platz – liegenden Team, den Tabellen-Zehnten Berlin auf fünf Punkte zu distanzieren. Der Lohn dafür: Nachdem der Rister Tross mit der U-Bahn den Bahnhof Spandau erreicht hatte, gab es Döner. „Das ist eigentlich keine gute Sportlernahrung, aber nach diesem Spiel ausnahmsweise egal“, zeigte sich Attarbashi gönnerhaft. Und so war Berlin auch kulinarisch eine Reise wert.
STATISTIK: Reece (17 Punkte), Hoffmann (14), Krause (14), Martin (9), Tangermann (8), Alegbe (7), Sredojevic (6), Agyepong (5), Adler, Fatnassi.
Viertel-Ergebnisse: 17:24, 12:18, 18:17, 19:21.
Text: Johannes Speckner, Foto: (C) Manningeaux
Auf dsem Titel-Bild: Linus Hoffmann im Hinspiel gegen die Berlin Braves.