Sechster Sieg in Folge:<br>Klassenerhalt „quasi sicher“

Szenen vom Auswärtsspiel in Neustadt: Timeout / Niklas Krause der sich leider in der 1. Minute verletzte / Camron Reece / Jeremia Agyepong. (V.li. nach re., von o. nach u.) Fotos: sportfotos_fw

Sechster Sieg in Folge:
Klassenerhalt „quasi sicher“

02. 03. 2025

„Ich möchte nicht über die Spieler reden, die wir nicht dabei haben“, lautet ein Credo von Hamed Attarbashi. Nach dem Auftritt in Neustadt am Rübenberge muss eine Ausnahme erlaubt sein, denn seinem SC Rist Wedel fehlten acht (!) Akteure. Darunter waren mit Fabian Giessmann und Jared Grey, die fast zeitgleich für den Kooperationspartner Veolia Towers Hamburg in der 1. Bundesliga in Frankfurt aufliefen, sowie dem auch in Hessen weilenden Leif Möller drei echte „Größen“. Ebenfalls nicht zur Verfügung standen Benjamin Jeß, Paul Rüß – zuvor für die U19 der Towers in der NBBL aktiv –, Darren Egbe (Aufbautraining), Henrik Adler und Gustav Gruchala. Dass die Rister am Sonnabend beim TSV Neustadt temps Shooters trotzdem mit 77:70 (35:21) gewannen, sei „aller Ehren wert“, urteilte Trainer Attarbashi.

Niklas Krause, in drei der letzten vier Spiele der beste Wedeler Punktesammler, war dabei – allerdings nur 51 Sekunden lang. Dann knickte er bei einem Foul des Neustädters Shawn Anthony Scott II so um, dass er verletzt passen musste. „Sein Knöchel ist dick geworden – wenn wir Pech haben, fehlt er uns jetzt für ein paar Wochen“, so Attarbashi, der aber „noch keine genaue Diagnose übermitteln“ konnte. Fakt ist: Die folgenden gut 39 Minuten mussten die mit nur neun Akteuren im Kader angereisten Rister zu acht absolvieren. Dabei wurde Jeremia Agyepong, der in der Vorwoche noch unter einem fiebrigen Infekt gelitten hatte, „nur dosiert eingesetzt“ – insgesamt war er gute 17 Minuten auf dem Parkett –, was Attarbashi wie folgt erklärte: „Jeremia ist zwar seit drei Tagen fieberfrei, aber wir wollten ihn trotzdem keiner zu hohen Belastung aussetzen.“

Positiv: Der für Unglücksrabe Krause eingewechselte Nelson Martin verwandelte nicht nur einen der beiden Freiwürfe, die den Wedelern für das besagte Foul zugesprochen worden waren, sondern glänzte in der Folge auch, indem er drei von neun Dreierwürfen versenkte – womit er der beste Distanzschütze seines Teams war. „Nelson musste nach der Verletzung von Niklas noch mehr Verantwortung übernehmen und hat seine Sache gut gemacht“, lobte Attarbashi, der dem 18-Jährigen mit knapp 32 Minuten die zweitlängste Einsatzzeit nach Kapitän Linus Hoffmann (34 Minuten) gewährte. „Im Vergleich zur Hinrunde haben sich Nelsons Spielzeiten zuletzt verdoppelt bis verdreifacht“, so Attarbashi, für den der Aufbauspieler deshalb „sinnbildlich für die hervorragende Weiterentwicklung unserer jungen Akteure“ steht.

Hervorragend war auch die Leistung der Gäste insgesamt im ersten Viertel, in dem sie einmal sogar eine zweistellige Führung erreichten (19:9/9. Minute). Dass der Vorsprung im zweiten Abschnitt zusammenschmolz, begründete Attarbashi weniger mit eigenen Schwächen, sondern vielmehr mit den Stärken des Gegners: „Die Neustädter haben eine gute und erfahrene Mannschaft, weshalb es nicht zu erwarten war, dass wir über 40 Minuten über sie hinweg rollen.“ Unerwartet kam allerdings nach einer starken ersten Halbzeit der Wedeler Einbruch im dritten Durchgang: „Da waren wir nicht beisammen und haben nicht auf einer Linie agiert, sondern uns offensiv wie defensiv in Einzelaktionen verloren“, tadelte Attarbashi.

Die Quittung dafür war auch im Ergebnis ablesbar: Beim 38:38 (23. Minute) gab es erstmals wieder einen ausgeglichenen Spielstand, ehe die Niedersachsen sogar die Führung übernahmen, die in der Spitze sieben Punkte (53:46/27.) betrug. Attarbashi und seine Assistentin Constanze Wegner fanden aber offensichtlich die richtigen Worte: Im vierten Viertel agierten ihre Schützlinge wieder geschlossen, mit Energie und dem Selbstbewusstsein, das sie durch zuvor fünf Siege in Folge gesammelt hatten. Dadurch gelang es ihnen, obwohl die Neustädter im „Shooters Dome“ lautstark angefeuert wurden, die Partie wieder zu ihren Gunsten zu drehen: Aus einem 56:60-Rückstand (33.) machten die Wedeler mit einem 8:0-Lauf innerhalb von zwei Minuten eine 64:60-Führung, die sie in der Folge nicht mehr aus der Hand gaben.

„Das war sehr eindrucksvoll“, zeigte sich Attarbashi nach dem sechsten Sieg in Folge – eine so lange Positivserie hatten die Rister letztmals vom 17. Februar 2024 bis zum 30. März 2024 hingelegt – „rundum zufrieden“. Mit einem Blick auf das Klassement stellte der Trainer zudem fest: „Jetzt haben wir den Klassenerhalt quasi sicher.“ Fakt ist: Bei sechs noch offenen Hauptrunden-Spieltagen haben die Gelb-Grünen jeweils zehn Punkte mehr als der Drittletzte Neustadt, gegen den sie beide Duelle gewannen, und der Vorletzte Itzehoe Eagles, gegen den sie zweimal verloren. Ein Wedeler Abstieg in die 1. Regionalliga Nord wäre somit nur noch „hypothetisch“ (Attarbashi) möglich: Nämlich wenn sie selbst ihre sechs noch offenen Partien allesamt verlieren, die Neustädter alle sechs Auftritte gewinnen und die Itzehoer mindestens fünfmal siegen. Darüber, ob nun der achte oder sogar der vierte Tabellenplatz das neue Saisonziel sei, wollte Attarbashi „so kurz nach dem Spiel noch nicht reden“.

Punkte: Reece (23), Martin (16), Alegbe (11), Hoffmann (11), Agyepong (9), Tangermann (5), Sredojevic (2), Fatnassi, Krause.

Viertel-Ergebnisse: 13:21, 18:14, 22:12, 17:30.

Bericht: Johannes Speckner,
Fotos: sportfotos_fw Fabian Wessolek

Auf dem Titelbild: Nelson Martin