24. 03. 2025
Als Vater freute sich Hamed Attarbashi kurz nach dem Ertönen der Schlusssirene über eine Umarmung und ein Küsschen seiner Tochter, die zu den zahlreichen Zuschauern gezählt hatte. Als Trainer umarmte er anschließend Leif Möller und spendete ihm väterlichen Trost: „Kopf hoch, das passiert.“ Möller haderte mit sich selbst, weil er kurz vor dem Ende der Verlängerung nach Nelson Martins Pass zunächst Probleme bei der Ballannahme gehabt und dann den finalen Dreierwurf vergeben hatte. Auch deshalb unterlag der SC Rist Wedel am Sonntagabend den SBB Baskets Wolmirstedt mit 78:80 (37:37, 68:68) nach Verlängerung.
Natürlich grämte sich neben Christoph Roquette, dem Sportlichen Leiter des SC Rist („Die finale Situation war sehr unglücklich.“), auch Attarbashi: „Wir hätten in der letzten Szene entschlossener sein und früher den Abschluss suchen müssen – wir wollen schließlich mutig sein.“ Aber der Trainer kehrte lieber das Positive hervor, denn das überwog an diesem Tag aus Sicht der Gelb-Grünen, die im Rahmen der Partie auch ihren diesjährigen Jugend-Tag ausrichteten und in der Steinberghalle ihre Nachwuchsmannschaften vorstellten, ganz klar. „Wir haben einer absoluten Top-Mannschaft mehr als Paroli geboten und in einem spektakulären Spiel sehr hart und intensiv verteidigt“, stellte Attarbashi zufrieden fest.
Wahre Worte, denn die Wedeler hielten den Tabellen-Zweiten aus Sachsen-Anhalt, der mit acht Siegen in Folge im Gepäck angereist war, in 40 Minuten bei lediglich 68 Punkten. Dies war zuvor in dieser Saison noch keinem anderen Team gelungen. Der vorherige „Negativwert“ der SBB Baskets lag bei 73 Zählern und mit mit insgesamt 1.952 Punkten (Schnitt 84,9 pro Partie) sind sie die treffsicherste Mannschaft der Nord-Staffel der ProB. Deshalb zog auch Rist-Kapitän Linus Hoffmann ein positives Fazit: „Wir haben nach den beiden vorherigen Niederlagen gegen Rostock und bei den TKS 49‘ers, wo denen phasenweise die nötige Einstellung fehlte, die richtige Reaktion gezeigt.“
So sahen die zahlreichen Zuschauer, die im Verbund mit dem Fanclub Yalla Risters wieder für eine überragende Stimmung sorgten, von Beginn an ein packendes Duell. Für die ersten beiden Punkte der Hausherren sorgte Niklas Krause, der 22 Tage nach seiner in Neustadt am Rübenberg erlittenen Bänderverletzung im Knöchel erstmals wieder mitwirkte – obwohl es „noch weh tat“, wie der 22-Jährige berichtete: „An den nächsten Tagen kann ich mich ja erholen.“ Schnell erholten sich die Wedeler auch von einem 4:13-Rückstand (4. Minute), denn nur drei Zeigerumdrehungen später lagen sie beim 17:16 erstmals seit Krauses 2:0 wieder selbst in Front gegen ihren „Angstgegner“, gegen den sie die vorherigen sieben Duelle allesamt verloren hatten.
Den zweiten und dritten Durchgang dominierten die Defensivreihen beider Teams, wobei die Wedeler Akteure mit hoher Intensität um jeden Ball kämpften und es durchgehend eng blieb. Eine Fünf-Punkte-Führung der Gäste (29:34/18. Minute) und ein 49:43 für die Hausherren (28.) waren schon die deutlichsten Spielstände. Im vierten Abschnitt erwischten die Rister dank ihres besten Punktesammlers Camron Reece einen Traumstart: Erst rollte ein Wurf des US-Amerikaners ins Netz und dann bediente er nach einer Balleroberung uneigennützig Fabian Giessmann, der mit einem krachenden Dunking auf 57:53 stellte.
Ärgerlich war, dass Reece anschließend gleich vier Freiwürfe in Folge vergab. Anstatt bestenfalls sogar auf acht Punkte davonzuziehen und den Gegner in Zugzwang zu bringen, beendeten die Gäste eine dreieinhalbminütige Phase ohne eigenen Treffer, als sie Al-Fayed Alegbes Fehlpass zum 55:57-Anschluss nutzten (37.(. „Wenn wir uns etwas vorwerfen müssen, dann ist es unsere nicht optimale Freiwurfquote – wobei der Gegner in dieser Statistik auch nicht gut war“, sagte Attarbashi mit Blick darauf, dass seine Schützlinge 15 von 25 Freiwürfen (60-Prozent-Quote) und die Gäste sogar nur 13 von 27 (48 Prozent) versenkten.
Dramatisch wurde es in der letzten Minute der regulären Spielzeit, in der die ausgemachte Freiwurf-Schwäche anhielt. Denn als Möller in der eigenen Spielfeldhälfte gefoult wurde, versenkte er „nur“ einen von zwei Freiwürfen zum 68:65. Somit konnte der beste Gäste-Punktesammler Martin Bogdanov (Attarbashi: „Er hat überragend gespielt.“) per Dreier zum 68:65 egalisieren. Den Grün-Gelben blieben 20 Sekunden, um die Entscheidung vor der Verlängerung herbeizuführen. „Da hätte ich den Sieg perfekt machen können, ja müssen – aber ich wollte so lange wie möglich warten, damit der Gegner nicht mehr antworten kann“, erklärte Krause, dessen Wurf schließlich ins Feld zurücksprang.
Zwei Sekunden waren noch auf der Uhr, in denen der Wolmirstedter Modestas Paulauskas tatsächlich noch einen Dreierwurf abgab, aber scheiterte. So ging es in die Verlängerung – kurioserweise im achten Duell mit den SBB Baskets bereits zum dritten Mal. Als nach 130 Sekunden der Extra-Spielzeit ein 69:75 auf der Anzeigetafel stand, schien die Entscheidung gefallen zu sein. „Aber wir haben uns noch einmal zurückgekämpft“, stellte Hoffmann zufrieden fest. Mit einem maßgenauen Dreierwurf von Nelson Martin und Reece, der trotz des fünften Fouls des Ex-Wedelers Fabien Kondo traf und danach auch noch seinen Freiwurf versenkte, egalisierten die Wedeler zum 75:75.
So ging es Zug um Zug weiter. Dass der sonst so treffsichere Bogdanov 15 Sekunden vor Ultimo „nur“ einen seiner zwei Freiwürfe nutzte, ließ den Ristern beim Stand von 78:80 alle Optionen. „Es ist immer bitter, wenn im letzten Angriff nichts Zählbares gelingt – aber wir haben nicht deshalb verloren“, urteilte Hoffmann, der wie seine Mitspieler den Fans noch geduldig für Autogramm- und Foto-Wünsche zur Verfügung stand. Krause fand, sein Team hätte sich „beim finalen Angriff besser organisieren müssen“, lobte aber auch die Akteure des Gegners: „Sie haben in den letzten Sekunden hinten sehr gut gestanden.“ Anschließend redete Krause noch lange mit dem jetzigen Wolmirstedter Matthias Fichtner, mit dem er in der Saison 2021/2022 zusammen in Hanau gespielt hatte, ehe er von seiner unter den Zuschauern weilenden Freundin umarmt und geküsst wurde.
Nun geht es auswärts gegen den Tabellenführer Bayer Giants Leverkusen! Ein weitere schwerer Gegner, der den möglichen Einzug in die Playoffs sehr herausfordernd macht...
Merkt euch schon einmal den 6. April vor! Da findet das letzte Heimspiel der Vorrunde statt, wo wir auch noch gegen die Gartenzaun24 Baskets Paderborn antreten! Seid dabei, unterstützt das Team! Es geht um Alles!!
STATISTIK: Reece (21 Punkte), Krause (15), Giessmann (8), Möller (8), Grey (7), Agyepong (5), Hoffmann (5), Martin (5), Alegbe (4), Fatnassi, Sredojevic, Tangermann.
Viertel-Ergebnisse: 24:24, 13:13, 16:14, 15:17, 10:12.
Test: Johannes Speckner, Foto: (c) Manningaux
Auf dem Titelbild: Niklas Krause