Raus mit Applaus:<br>wir unterliegen Wolmirstedter „Riesen“

Das war das Viertelfinale... Mika Tangermann, Leif Möller, Camron Reece, Niklas Krause, die Cheerleader. Emotional: Das Team und die Fans und ein Abschlussbild mit den Yalla-Risters!

Raus mit Applaus:
wir unterliegen Wolmirstedter „Riesen“

05. 05. 2025

Traurigkeit gepaart mit Stolz und Dankbarkeit. Das war die Gefühlslage bei den Spielern und Verantwortlichen des SC Rist Wedel, nachdem sie am Sonntag mit einem 76:104 (27:54) gegen die SBB Baskets Wolmirstedt verloren, was das 0:2 und damit das Ausscheiden im Play-Off-Achtelfinale und ihr Saisonende in der 2. Bundesliga ProB bedeutete. „Wir sind Sportler und Wettkampf-Typen, die immer gewinnen möchten – deshalb sind wir nach dieser Niederlage natürlich traurig“, so Rist-Trainer Hamed Attarbashi, der aber zugleich das Positive hervorkehrte: „Wir sind auch unglaublich stolz darauf, mit unserem jungen Team überhaupt so weit gekommen zu sein. Und wir sind unendlich dankbar für die überragende Unterstützung unserer Fans.“

Die Steinberghalle war im letzten Saisonspiel der Wedeler wieder bis auf den letzten Platz gefüllt. Und die Anhänger unterstützten ihre Korbjäger nicht nur während der Partie trotz der Überlegenheit des Gegners bis zum Ende lautstark, sondern sie verabschiedeten sie nach dem Ertönen der Schlusssirene auch mit minutenlangen, stehenden Ovationen. „Das ging unter die Haut“, sagte Rist-Co-Trainerin Constanze Wegner. Anschließend standen die Spieler den Fans noch für Autogramm- und Selfie-Wünsche zur Verfügung und zahlreiche Mitglieder des Fanclubs „Yalla Risters“ verabschiedeten die Spieler mit wohlverdienten Umarmungen in die Sommerpause – und vielleicht auch endgültig vom Steinberg.

Bei Camron Reece könne er sich „gut vorstellen, dass er uns jetzt verlassen und den nächsten Karriereschritt machen wird“, sagte Attarbashi, dessen eigene Zukunft ebenfalls noch ungewiss ist. Der 48-Jährige kündigte an, sich „zeitnah“ mit den Rister Verantwortlichen zusammenzusetzen. Einen Verbleib bei den Gelb-Grünen könne er sich „definitiv gut vorstellen“, versicherte der erfahrene Trainer: „Das Umfeld in Wedel ist überragend und gerade im zwischenmenschlichen Bereich passt es einfach mit der Vereinsführung.“

Zum Spiel: Die Hausherren gingen einmal, durch einen Dreierwurf von Reece, mit 3:2 in Führung (2. Minute). Beim 11:11, Niklas Krauses einzigem Dreier-Treffer des Tages (5.), und beim 13:13 (Nelson Martin/6.) konnten sie noch zweimal ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen. Dann zogen die Wolmirstedter, die vier Tage zuvor bereits das erste Play-Off-Viertelfinale daheim mit 89:64 (48:32) klar gewonnen hatten, bis zum Ende des ersten Viertels durch einen 15:0-Lauf auf 30:15 davon. „So schnell so deutlich in Rückstand zu geraten, ist auch für den Kopf nicht gut“, haderte Jared Grey, der wegen seiner Handgelenksverletzung zum Zuschauen verurteilt war. „Es ist mir schwergefallen, nicht eingreifen zu können“, gab der 20-Jährige zu.

Vom Spielfeldrand aus musste der Flügelspieler mit ansehen, wie die Gäste-Akteure eine klare Überlegenheit bei den Abprallern hatten. „Unsere Rebound-Schwäche war das größte Problem – da hätten wir einen besseren Job machen müssen“, stellte der Wedeler Aufbauspieler Jayden Fatnassi selbstkritisch fest. Dass die Wolmirstedter sowohl bei den Defensivrebounds (29 gegenüber 19) als auch bei den offensiven Abprallern – sieben gegenüber sechs – ein Übergewicht hatten, lag natürlich auch an der Körpergröße ihrer Spieler, vor der Attarbashi schon vor dem Beginn der Viertelfinal-Serie gewarnt hatte. „Teilweise ist sogar Cam vom gegnerischen Big Men herumgeschubst worden“, beobachtete Grey. Zum besseren Verständnis: Reece ist immerhin 2,01 Meter groß und bringt ein Kampfgewicht von 103 Kilo auf die Waage.

Wie im ersten Viertel, so erzielte das Team aus dem Bördekreis in Sachsen-Anhalt auch im zweiten Abschnitt exakt doppelt so viele Punkte wie die Hausherren, wodurch die Partie zur Halbzeitpause beim Stand von 27:54 quasi schon entschieden war. „Immerhin haben wir den Rückstand anschließend nicht mehr signifikant größer werden lassen“, so Wegner, während Attarbashi feststellte: „Immer, wenn wir mal vier, fünf Punkte in Folge erzielt haben, hat der gegnerische Trainer eine Auszeit genommen, wodurch wir erst gar nicht in einen Lauf hineinkommen konnten.“ Attarbashi bat darum, „das Gesamt-Paket zu betrachten“, das wie folgt aussehen würde: „Die Wolmirstedter sind eine Profi-Mannschaft, die auf einem ganz anderen Niveau trainiert und sicher auch das Play-Off-Finale erreichen wird – dagegen sind wir eine Schüler-Truppe.“

In der regulären Saison hatten die Rister zweimal nur knapp – in Wolmirstedt mit 79:83 und daheim am 23. März sogar erst mit 78:80 nach Verlängerung – gegen den späteren Vizemeister der Nord-Staffel verloren. Gefragt, wieso die Play-Off-Duelle nun nicht einmal annähernd so eng gestaltet werden konnten, verwies Attarbashi einerseits darauf, dass der Gegner mehr über sein Team gewusst habe: „Sie konnten sich intensiv auf uns vorbereiten und uns dadurch einiger unserer Stärken berauben.“ Andererseits machte Attarbashi bei seinen Schützlingen „einen Kräfteverschleiß“ aus, den er auch damit begründete, dass sie mit drei Achtelfinal-Spielen eine Partie mehr als die Wolmirstedter zum Weiterkommen benötigt hatten: „Und wir musste zweimal die wirklich weite, anstrengende Fahrt nach Fellbach auf uns nehmen.“

Erfolgreich der Müdigkeit trotzen konnten im letzten Saisonspiel vor allem drei junge Akteure: Jayden Fatnassi, Martin und Mika Tangermann bekamen für „einen richtig guten Auftritt“ ein Sonderlob von Attarbashi, der feststellte: „Die Entwicklung dieser jungen Spieler, die noch am Anfang ihrer ProB-Karriere stehen, bereitet mir große Freude.“ Der 17-Jährige Fatnassi, der mit zwölf Punkten einen persönlichen ProB-Rekord aufstellte, erklärte: „Ich habe wie immer mein Bestes für das Team gegeben – und wenn die Würfe dann fallen, fühlt sich das natürlich gut an.“ In seine Freude mischte sich allerdings auch „eine Menge Wehmut über das Saisonende“, dem Attarbashi allerdings zugleich etwas Positives abgewinnen konnte: „Wir können uns darauf freuen, in den nächsten Wochen ein bisschen Erholung zu bekommen – das wird uns allen gut tun.“

Vielen Dank allen Fans, den Yalla Risters, den Wedel Satellites-Cheerleadern, alle Helfer und Ehrenamtlichen, allen Partnerinnen und Partnen, ohne die so eine herrausragendeSasion nicht möglich wäre! Wir sehen uns zur neuen Saison wieder!

Text: Johannes Speckner, Fotos: (c) Mannigeaux, L. Dias

STATISTIK (Punkte): Reece (15), Fatnassi (12), Tangermann (11), Martin (10), Alegbe (8), Möller (7), Agyepong (5), Krause (4), Egbe (2), Hoffmann (2), Adler, Jeß (n. e.). Viertel-Ergebnisse: 15:30, 12:24, 22:24, 27:26.