22. 07. 2024
Hauptberuflich arbeitet Rami Alkusaibati beim Landesbetrieb Brücken, Straßen und Gewässer der Stadt Hamburg als Projektleiter im Bereich Erhaltungsmanagement. Nebenberuflich ist er „leidenschaftlicher Basketballtrainer“ und wird sein Fachwissen ab sofort beim SC Rist Wedel vermitteln: „Wir sind sehr froh, dass wir Rami als neuen Coach für unsere 2. Herren gewinnen konnten“, erklärte Gundula Laabs, Leiterin der Jugendkoordination des SC Rist.
„Voller Vorfreude“ auf seine neue Aufgabe ist Alkusaibati, der sich bei den Wedelern bewarb, als er hörte, dass die Trainerstellen bei den M18-Jungen und den 2. Herren neu besetzt werden sollen. „Und ich war positiv davon überrascht, wie schnell die Kontaktaufnahme von den Rister Verantwortlichen erfolgte“, erklärte Alkusaibati, der in den vergangenen Jahren bereits mehrmals als Zuschauer am Steinberg vorbeigeschaut hatte. „Daher kannte ich schon einige Menschen und wusste, dass es hier sehr familiär zugeht“, schwärmte der 38-Jährige.
Sich selbst bezeichnete Alkusaibati als „absoluten Familienmenschen“. Als Vater zweier Kinder wolle er „seine Familie stolz machen“ und ganz besonders auch seinen Vater, den er als „Vorbild“ bezeichnete: „Als ich noch selbst gespielt habe, war er immer mein größter Fan.“ In seiner Heimat Syrien schaffte es Alkusaibati bis in die U18-Nationalmannschaft und die 1. Liga, ehe er sich dafür entschied, in Damaskus sein Bauingenieursstudium zu intensivieren: „Um hochklassig zu spielen und zu studieren, war die Zeit zu knapp.“
Wegen des Krieges in seiner Heimat flüchtete Alkusaibati 2015 nach Deutschland, wo er sich als Basketballspieler der BG Hamburg-West anschloss. „Der Sport ist einer der besten Wege zur Integration“, stellte Alkusaibati fest. Bis er auch in Pflichtspielen für die BG auf Korbjagd gehen konnte, vergingen allerdings mehrere Monate: „Die Freigabe aus Syrien zu bekommen, war schwierig.“ 2019 übernahm Alkusaibati bei der BG Hamburg-West, , das Traineramt und erwarb die Trainer-D-Lizenz, wobei Hamed Attarbashi, seit einem Jahr Coach des Wedeler ProB-Teams, sein Prüfer war.
Obwohl Alkusaibati „jeden Spieler bei der BG Hamburg-West sehr gerne mochte und natürlich auch noch immer mag“, hörte er 2023 als Coach auf. Dafür nannte der Anhänger der Sacramento Kings folgende zwei Gründe: „Einerseits hatte ich zu dieser Zeit das Gefühl, dass meine Familie mich mehr braucht, und aufgrund der weiten Auswärtsfahrten war der Zeitaufwand gerade an den Wochenenden immer sehr hoch.“ Und andererseits zitierte Alkusaibati, der „gerne zeitnah die B-Lizenz erwerben würde“, den ehemaligen amerikanische Basketballtrainer Phil Jackson: „Er hat einmal gesagt, dass ein Trainer einem Team nach drei bis vier Jahren nichts mehr geben kann.“
Umso mehr möchte der Syrer zukünftig den Rister Spielern geben: „Wir wollen daran arbeiten, dass wir aggressiv verteidigen und dann explosionsartig nach vorne spielen können“, umriss der 38-Jährige seine Vorstellungen und ergänzte, dass er „großen Wert auf eine gute Fitness legen“ würde. Zudem setzt der Coach auf eine Geschlossenheit seiner Mannschaft: „Wir brauchen eine gute Team-Chemie und verstehen uns als eine Einheit.“ Mit nur einen Zielspieler unter dem gegnerischen Korb zu agieren, kommt für Alkusaibati nicht infrage: „Ich habe immer die ganze Mannschaft im Blick – und bei der BG Hamburg-West war es oft so, dass mehr als acht Spieler eine zweistellige Punktzahl gesammelt haben, wenn wir gewonnen haben.“
Die Saison 2023/2024 hatte die Rister Zweitvertretung in der Oberliga Hamburg als Tabellen-Dritter beendet und somit den Aufstieg in die 2. Regionalliga knapp verpasst. Nach der Zielsetzung für die neue Serie befragt, entgegnete Alkusaibati: „Ich arbeite gerne mit einem ambitionierten Ziel – deshalb sagen wir, dass wir gerne aufsteigen würden.“ Die Rückkehr in die 2. Regionalliga, um einen guten Unterbau für das ProB-Team zu schaffen – zumal es aktuell mit der U18 der Veolia Towers nur eine NBBL-Mannschaft in Hamburg gibt -, ist für den Sommer 2025 aber kein Muss: „Wir sehen das eher als mittelfristiges Projekt“, betonte Alkusaibati, der mit seiner Familie in Hamburg-Othmarschen lebt.
Die stärksten Konkurrenten sieht Alkusaibati im Walddörfer SV, in TuRa Harksheide und im Eimsbütteler TV. Beim Unterfangen, diese Gegner hinter sich zu lassen, kann Alkusaibati wohl wieder auf Tim Krause, der seine Schulterverletzung auskuriert hat, und wohl auch auf Christoph Roquette bauen: „Ich hoffe, dass er uns möglichst oft als Spieler zur Verfügung steht“, sagte Alkusaibati mit Blick auf den Sportlichen Leiter der Rister. Steigerungsbedarf sieht der Coach insofern, als dass bisher lediglich sieben Spieler erklärten, in der Anfang August beginnenden Saisonvorbereitung zu hundert Prozent dabei zu sein. Sorgen bereitet Alkusaibati dieser Umstand nicht – schließlich ist er es aus seinem Hauptberuf gewohnt, mit Baustellen und Problemen umzugehen.
Text & Fotos: Johannes Speckner