Antonia Laabs. Fotos: Manningeaux
31. 01. 2024
Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, wie bedeutsam Antonia Laabs für den Erfolg der Risterinnen in der 1. Regionalliga sowie in der WNBL mittlerweile geworden ist, wurde dieser am vergangenen Wochenende erbracht. Mit den 1. Damen trat sie beim TK Hannover II an, zur Halbzeit hieß es in dem Regionalliga-Spiel 32:18 für Wedel. Laabs hatte zu dem Zwischenstand 17 Zähler beigetragen, ergo fast dieselbe Anzahl erzielt wie alle Hannoveranerinnen zusammen.
Die Rist-Trainer Jan-Ove Stukenburg und Jan-Christian Both hatten die 16-Jährige bereits für eine prominente Rolle im Wedeler Angriffsspiel im Sinn, als es darum ging, im Sommer 2023 Pläne zu schmieden, wie denn der Verlust von Marianna Byvatov (inzwischen beim Bundesligisten BC Marburg) aufgefangen werden könne. Es sei zwar weniger eine Angelegenheit einer einzelnen Spielerin, sondern vielmehr eine Kollektivaufgabe, betont Stukenburg stets. „Ich glaube, dass wir Mariannas Abgang als Team gut kompensieren. Wir haben viele, die daran teilhaben“, findet auch Laabs selbst.
„Dass es jetzt so gut funktioniert, ist sehr schön“
Doch den Ball gemeinschaftlich in den Korb zu legen, geht halt auch nicht. Es braucht Spielerinnen, die vorangehen. Wie Laabs. „Vor der Saison war nicht ganz klar, wer das macht“, sagt der Trainer. „Wir haben da schon in Richtung Toni geguckt. Dass es jetzt so gut funktioniert, ist sehr schön“, so Stukenburg.
Mit 16 Punkten pro Spiel hat sie in der 1. Regionalliga ihren Wert im Vergleich zur Vorsaison (9,2) noch einmal kräftig aufgestockt. „Die Trainer und das Team schenken mir ihr Vertrauen, dafür bin ich dankbar. Ich habe mir für diese Saison auch vorgenommen, Verantwortung zu übernehmen und wollte gucken, wo es hinläuft“, sagt die 16-Jährige.
Auch Both, der die Hauptverantwortung in der WNBL trägt, ist die Entwicklung seiner Leistungsträgerin nicht entgangen. Mit welcher Ernsthaftigkeit Laabs auf dem Feld agiere, ist für den Trainer ein unmissverständlicher Beleg für die Entwicklung der 16-Jährigen: „Dass sie da nach und nach den Schalter umlegt“, sagt Both, und dass sie im Begriff sei, endgültig den Übergang in den Erwachsenenbasketball mit all seinen Gesichtspunkten beziehungsweise den eindeutig auf Leistung ausgelegten Betrieb in der WNBL zu vollziehen.
Wurfeinheiten in der Mittagspause
Zu diesem Schritt (und nachfolgenden) gehört ein ständiger Verbesserungswille. Den Ball aus großer Entfernung in den orangefarbenen Metallring zu „pfeffern“, ist bereits eine der großen Stärken des 1,80 Meter großen Talents. Das reicht Laabs nicht: „Ich möchte weiter an meinem Wurf arbeiten, damit die Quoten besser werden“, betont sie. Und auch der Verteidigung gilt ihr Trainingsaugenmerk.
Laabs habe ihre Stärken erweitert, erfreut sich Stukenburg an der Entwicklung der 16-Jährigen. Noch in der vergangenen Spielzeit „hat sie viel geworfen und ist nicht so oft zum Korb gezogen. Das hat sie schon Anfang dieser Saison deutlich besser gemacht und findet häufiger den Weg zum Korb“, sagt er.
Viermal wöchentlich Training, zusätzliche Wurfeinheiten in der Mittagspause und meist zwei Spiele am Sonnabend und Sonntag: Ohne hohen Aufwand geht es nicht. Laabs bewältigt dieses Pensum in Wedel, gegen einen Wechsel an die Eliteschule des Sports in Dulsberg entschied sie sich bewusst. „Hier dauert meine Fahrt zur Schule fünf Minuten und auch hier kann ich immer in die Halle und Einzeltraining machen“, sagt die Schülerin des Johann-Rist-Gymnasiums.
In welche Richtung es nach dem im kommenden Jahr anstehenden Abitur gehen soll, ist Gegenstand ihrer Überlegungen. „Ich weiß noch nicht, ob ich vielleicht in die USA gehe und dort Basketball spiele. Das würde ich auf jeden Fall gerne tun. Aber in Deutschland in Richtung Bundesliga zu gehen, könnte ich mir auch vorstellen. Ich habe mich da noch nicht festgelegt“, sagt sie. In beiden Fällen würde sie auf den Pfaden ihrer Mutter Gundula wandeln. Die frühere Nationalspielerin betreute ihre Tochter vor einigen Jahren auch als Trainerin.
In der 1. Regionalliga zählen Antonia Laabs und die Risterinnen zum Feld, das Spitzenreiter MTV/BG Wolfenbüttel jagt. Genau in dieser Lage befindet man sich hingegen in der WNBL-Nordost-Staffel. Der SC Rist belegt den ersten Rang und hat schon den Sprung in die Meisterrunde geschafft. In jener schied man in den vergangenen beiden Jahren jeweils in der Runde der besten Acht aus. Umso größer ist die Verlockung, diese Hürde diesen Frühling zu überspringen. „Unser Ziel ist auf jeden Fall, ins Top 4 zu kommen. Das wäre dann ja ein großes Turnier mit Halbfinale und Finale. Da wollen wir endlich sehr gerne hinkommen“, sagt sie.
Die tolle Entwicklung, die Laabs nimmt, könnte sich für die Risterinnen auf dem Weg dorthin als Trumpfkarte erweisen. „Toni hat eine Spielfreude, die sich auf die anderen überträgt“, sagt Stukenburg. Sein Kollege Both wünscht sich, dass die 16-Jährige nicht nur basketballerisch den Ton angibt, sondern künftig verstärkt auch im eigentlichen Wortsinne: „Der Entwicklungsprozess dauert noch an, aber sie ist auf einem guten Weg. Vielleicht kommt dann im nächsten Schritt, dass sie die Führungsrolle auch verbal übernimmt.“