Hamed Attarbashi: „Eigentlich kann man rein statistisch gesehen so gar nicht gewinnen“. Foto: Manningeaux
13. 01. 2024
Die Stimmung im Bus war prächtig, als die Rister aus dem Sauerland gen Heimat fuhren. Im Gepäckfach hatten sie zwei weitere Punkte verstaut, dem 84:83-Auswärtssieg über die Iserlohn Kangaroos sei Dank.
In einer ereignisreichen Schlussphase hatte man kühlen Kopf bewahrt und ganz am Ende die Stimmungslage in der Matthias-Grothe-Halle innerhalb weniger Sekunden von einem Extrem ins andere verschoben – und dann wieder zurück.
Ein 18:2-Lauf im letzten Viertel brachte die Rister auf die Siegerstraße. So sah es zumindest aus, ehe Wedeler Nachlässigkeiten sowie Iserlohner Treffsicherheit alles noch einmal auf den Kopf zu stellen schienen. Wer, wie und wann? Die Aufklärung folgt.
Rist-Trainer Hamed Attarbashi hatte mit Leif Möller und Noé Bom zwei Aufbauspieler für den Bundesliga-Dienst abgestellt. Beide reisten nicht mit nach Iserlohn, sondern waren gleichzeitig mit den Hamburg Towers in Rostock gefordert: Für Bom das Finale einer bewegten Woche. Er hatte am Mittwochabend im Eurocup-Spiel gegen Badalona erste Einsatzminuten im Towers-Trikot erhalten und ließ an der Ostsee sein Bundesliga-Debüt folgen.
Camron Reece sehenswert und spielentscheidend
Bei den Ristern gefiel in Iserlohn Niklas Krause vor der Halbzeit mehrfach mit Treffsicherheit beim Mitteldistanzwurf. Camron Reece fühlt sich in Korbnähe wohler und zeigte das etwa unmittelbar vor der großen Pause, als der US-Amerikaner den von Al-Fayed Alegbe passgenau servierten Ball in der Luft annahm und sogleich durch die Reuse drückte. Das war gleichzeitig der Schlusspunkt (36:36) des zweiten Viertels.
Reece bestimmte das Wedeler Handeln auch im Anschluss an die Wiederaufnahme des Geschehens, erzielte acht Rist-Punkte in Folge. Ungeachtet dessen blieb das Spiel ausgeglichen. Für Iserlohn aber sprach zusehends, dass die Gastgeber beim Dreipunktewurf deutlich sicherer agierten. Das trug dazu bei, dass sie zu Beginn des Schlussabschnitts erst 66:60, dann 71:64 in Führung lagen.
Iserlohns Führung nur von kurzer Dauer
Aber die Wedeler glichen wieder aus, ehe ein sehenswerter Reece-Dunking die Gelb-Grünen erneut nach vorn brachte. Alegbe packte noch einen Dreier drauf – der dritte und letzte aus Wedeler Händen in dieser Begegnung. Jedenfalls hieß es nun 76:71 für den SC Rist. Gut drei Minuten Spielzeit waren übrig.
Ein freier Korbleger sowie zwei schnelle Iserlohner Dreier unter Mithilfe der in diesen Augenblicken unaufmerksamen Wedeler Verteidigung ließen die inzwischen auf 81:73 angewachsene Rist-Führung fast verschwinden. Die Hausherren sicherten sich mit Hilfe eines erfolgreichen Sprungwurfs von Viktor Ziring 14 Sekunden vor Schluss sogar einen Kleinstvorsprung (83:82). Postwendend antwortete Reece und traf. Zwar war Iserlohn anschließend noch einmal im Ballbesitz, leistete sich jedoch einen Fehlpass: Der Wedeler Sieg war nicht mehr zu verhindern.
Darren Egbe: Strippenzieher beim 18:2-Lauf
In der entscheidenden Phase verzichtete Attarbashi auf eine Auszeit: „Ich hätte eine nehmen können, aber die Spieler haben das intuitiv sehr gut gelöst. Kompliment an die Jungs“, sagte er. „Wir haben nur drei Dreier getroffen, der Gegner 14. Eigentlich kann man rein statistisch gesehen so gar nicht gewinnen“, meinte Attarbashi, der im umkämpften Schlussviertel dem 16-jährigen Darren Egbe die Spiellenkung anvertraut hatte: „Er hat bewiesen, dass er einen großen Schritt nach vorne gemacht hat. Als Darren ins Spiel kam, lagen wir mit acht Punkten hinten und haben dann mit ihm auf dem Feld einen 18:2-Lauf gemacht. Das spricht für ihn und seine Entwicklung“, lobte Attarbashi. 90 Sekunden vor Schluss musste Egbe dann wieder runter. Sein fünftes Foul bereitete seinem guten Auftritt ein Ende.
Kommenden Sonntag (21. Januar, 17:00 Uhr) steht ein Heimspielkracher vor den Ristern: Bayer Leverkusen ist am Steinberg zu Gast.
SC Rist (Punkte): Reece (25), Krause (17), Johansson (14), Alegbe (13), Hoffmann (9), Egbe (4), Waller (2), Jeß, Sredojevic.