1. Herren: Keine sportlichen Absteiger – Roquette nimmt Stellung

  • 15. Februar 2021
Der Sportliche Leiter Christoph Roquette. Fotos: Manningeaux

Wie in der vergangenen Saison wird es auch 2020/21 in der ProB keine sportlichen Absteiger geben. Das wurde durch die Gesellschafterversammlung beschlossen, die ebenfalls den Playoff-Modus änderte. Nach dem Ende der Hauptrunde bilden die jeweils besten acht Mannschaften aus der Nord- und Südstaffel zwei Gruppen. Die beiden Tabellenersten dieser Staffeln spielen untereinander den Meistertitel aus.

Für die Rister ist eine Platzierung unter den ersten Acht nicht mehr zu erreichen, für sie endet das Spieljahr nach der Hauptrunde, deren Ende um eine Woche verschoben wurde (neuer Saisonschluss ist der 21. März). Dass es keine sportlichen Absteiger geben wird, hält Christoph Roquette, Sportlicher Leiter des SC Rist, für die richtige Entscheidung: „Es ist für alle Vereine ein schwieriges Jahr. Wir standen vor der Herausforderung, eine Saison quasi ohne Zuschauer zu spielen – und auch ohne diese Einnahmen, die im Etat immer einen wichtigen Platz einnehmen“, erläutert er. Die regelmäßige Überprüfung auf mögliche Ansteckungen mit dem Coronavirus im erweiterten Mannschaftsumfeld, die strenge Einhaltung der Hygieneregeln im Trainings- und Spielbetrieb bedeuten ebenfalls stetige Anstrengungen. „Wir sind ja Gott sei dank von einem Coronafall innerhalb des Teams verschont geblieben. Aber einige Teams hat es getroffen, dadurch wurde der Wettbewerb verändert, weil Spiele ausgefallen sind und verlegt wurden, so dass eigentlich ein komplett sportlich fairer Wettbewerb schwierig war. Unabhängig von uns finde ich, ist die Entscheidung die richtige“, so Roquette.

Kein lockeres Auslaufen

Die Rister haben noch vier Spiele zu bestreiten, dann ist die Saison für sie beendet. Wann die Partie gegen Köln ausgetragen wird, steht noch nicht fest, die beiden Vereine loten derzeit mögliche Termine aus. Dass jetzt die Gefahr besteht, die restlichen Begegnungen locker „austrudeln“ zu lassen, glaubt Roquette nicht: „Da ist man zu sehr Sportsmann. Wir haben keine gute Saison gespielt und kommen aus der Saison mit zwei blauen Augen heraus, dadurch dass der Abstieg ausgesetzt ist. Wir möchten natürlich noch – allein auch für uns selbst – so viele Siege wie möglich einfahren. Und bei uns geht es ja auch nicht nur um Sieg oder Niederlage, sondern auch immer um Ausbildung. Da werden wir natürlich im Rest der Saison weiter gewährleisten, dass wir unsere Jungs für die nächste Saison vorbereiten, dass sie alle den nächsten Schritt tun. Vielleicht kann man jetzt ein bisschen befreiter aufspielen, wobei die Tendenz in den letzten Spielen ja klar nach oben ging und wir uns einfach nur nie belohnt haben“, erläutert der Sportliche Leiter.

Justus Hollatz

Viel Verletzungspech

Personell war und ist die Saison 2020/21 für die Rister mit vielen Schwierigkeiten besetzt. „Jetzt hatten wir Glück, dass es keine Absteiger gibt, aber im Rest der Saison hatten wir einfach sehr viel Pech“, so Roquette. Kein Pech, sondern eine gute Nachricht liegt in der tollen Entwicklung von Justus Hollatz, der mittlerweile im Kader der deutschen A-Nationalmannschaft steht. „Bei der Kaderplanung haben wir Justus als Leistungsträger eingerechnet und hatten deshalb auch keinen US-Amerikaner vorgesehen, weil wir einfach Justus den Freiraum geben wollten. Uns war klar, dass Justus dafür gut genug ist. Dass er so gut ist, wie er jetzt spielt, hatte ja keiner auf dem Schirm. Es ist klar, dass man einen Stammspieler aus der BBL nicht unbedingt in der ProB spielen lässt, weil er in der Bundesliga schon zu wichtig ist, aufgrund der Regeneration und so weiter. Wir sind als ProB-Mannschaft für die Ausbildung zuständig, damit ein Justus Hollatz dahin kommt, wo er jetzt ist“, sagt der Sportliche Leiter. Es sei eine Auszeichnung, dass Hollatz trotz seiner Rolle in der Bundesliga noch drei Spiele für die Rister bestritten habe, so Roquette, und man könne stolz darauf sein, dass man es zusammen mit den Hamburg Towers geschafft habe, Hollatz die Entwicklungsmöglichkeit zu schaffen, sodass dieser mittlerweile von Bundestrainer Henrik Rödl in die Nationalmannschaft berufen wurde. „Er ist so gut geworden, dass er dann auch in der ProB nichts mehr verloren hat. Und dann müssen andere Spieler den Schritt machen, den Justus gemacht hat“, betont Roquette.

Da Hollatz mit seinen Leistungen aus der ProB „herauswuchs“ und da das Verletzungspech zuschlug, wurden mit Maksim Gorbachov und Tucker Haymond im Laufe der Saison zwei neue Spieler geholt. Hendrik Drescher, der nur eine Partie für den SC Rist bestritt, ehe er einen Kreuzbandriss erlitt, war ebenfalls fest als Leistungsträger vorgesehen. Als sich abzeichnete, dass Alexander Angerer (Reha nach Kreuzbandriss) im Kalenderjahr 2020 nicht mehr zum Einsatz würde kommen können, lag ein weiteres Argument vor, sich um Nachverpflichtungen zu bemühen. Im Januar wirkte der 24-Jährige dann in vier Partien mit, wird nun aber im restlichen Saisonverlauf nicht mehr eingesetzt. Roquette erklärt: „Sein Knie hat jetzt doch noch nicht die harte Belastung mitmachen können, und wir haben ihn sicherheitshalber aus dem Training und aus dem Spielbetrieb herausgenommen, weil wir kein Risiko eingehen wollten, dass er sich wieder schlimmer verletzt. Er soll sein Knie komplett auskurieren und seine Reha machen, auch wenn es länger dauert. Darauf müssen wir Rücksicht nehmen.“

Was für Angerer gilt, muss auch für Jammal Schmedes festgehalten werden: Er wird in dieser Saison wohl nicht mehr aufs Feld zurückkehren. Der Flügelspieler war gegen Schwelm umgeknickt und zog sich einen Außenbandriss zu. „Wir konnten ja nie in unser Bestbesetzung spielen, es hat immer jemand gefehlt“, sagt der Sportliche Leiter. Fabien Kondo (Kniescheibe) und Semjon Weilguny (Adduktoren und Patellasehne) fielen fast die gesamte Saison aus, zwischenzeitlich erwischte es Osaro Jürgen Rich Igbineweka (Rippenbruch) und Tucker Haymond (Muskelfaserriss). Nicht zu vergessen: Aurimas Adomaitis. „Aurimas hat sich ungefähr acht Wochen durch die Spiele geschleppt – mehr schlecht, als recht, muss man eigentlich sagen“, so Roquette über den Litauer, den ein hartnäckiger Muskelfaserriss in der Wade plagte. „Wir hätten ihn da vielleicht auch herausnehmen müssen, aber wir sind das Risiko mit unserer medizinischen Abteilung zusammen eingegangen, weil wir irgendwie versuchten mussten, die Siege zu holen. Es war deutlich zu sehen, dass Aurimas in den Spielen sehr gehandicapt war und da verständlicherweise nicht das Leistungsniveau erreichen konnte, das wir von ihm kennen“, sagt er.

Die positiven Punkte einer schwierigen Saison

Aurimas Adomaitis (rechts im Bild)

Die gesundheitlichen Sorgen innerhalb des Kaders hätten sich durch die gesamte Saison gezogen, bedauert Roquette: „Wir hatten jede Woche massive Probleme mit Verletzungen. Es war eine sehr, sehr schwere Saison. Nichtsdestotrotz kann man daraus aber auch immer wieder Positives nehmen, indem man sieht, was die jungen Spieler dann für Minuten bekommen haben“. Insbesondere Linus Hoffmann und Leif Möller mit Einsatzzeiten von jeweils über 20 Minuten je Partie, auch Moritz Kröger steht oft auf dem Feld, Ole Schrader und Simonas Paukste können mittlerweile ebenfalls ProB-Erfahrung vorweisen. Die Einsätze sowie das Erleben dieser schwierigen Saison mit all ihren Komponenten werden zum Entwicklungsvorgang der Talente beitragen, so Roquette. „Es ist natürlich immer einfacher, wenn alles läuft. Dann läuft es bei einem selbst auch“, weiß der langjährige Zweitligacenter. „Sie hatten die Spielanteile und den Druck. Dadurch werden sie geformt und reifen. Trotz dieser harten, unglücklichen Saison werden wir da das Positive herausziehen können“, sagt der Sportliche Leiter in die Zukunft blickend.

Viele und vieles wurde auf die Probe gestellt – als wenn die Pandemie nicht Prüfung genug wäre. Aber: „Es wurde niemand nervös. Das war schön zu sehen. Wir waren im Existenzkampf und haben als Verein zusammengehalten und zusammen Lösungen gefunden“, erläutert Roquette. „Wir werden sehr viel aus der Saison herausnehmen und haben viel gelernt. Das werden wir in der Zukunft im Rahmen unserer Möglichkeiten auch versuchen umzusetzen“, betont er. Und noch ist es ja nicht vorbei. Vier Partien stehen noch vor den Ristern – vier Möglichkeiten, Gas zu geben und die bisherige Bilanz von vier Siegen und 14 Niederlagen aufzubessern.