1. Herren: Das war und das kommt

  • 6. Mai 2022

Von heute auf morgen war die Saison beendet. Eben noch voll im Wettkampffieber, jetzt ist die Anspannung schon deutlich angeklungen. Gezwungenermaßen. So ist das in den Playoffs: Niemand weiß, wann einen das Aus ereilt. Dresden hieß das Hindernis der Rister, das sich als ein bisschen zu hoch erwies.

Christoph Roquette.
Fotos: Manningeaux

„Riesenrespekt an die Dresdner, sie haben das gut gemacht“, schickte Christoph Roquette, der Sportliche Leiter des SC Rist, noch einmal einen Gruß an die Mannschaft seines früheren Mitspielers Fabian Strauß, die sich jetzt im Bewerb um eine der beiden Aufstiegsfahrkarten mit Wolmirstedt auseinandersetzt.

„Wir haben im ersten Spiel gegen Dresden ohne Point Guard gespielt“, drehte Roquette die Uhr auf den Anfang des Viertelfinals zurück. Und so musste Jordan Walker, „der auf der Zwei deutlich besser aufgehoben ist“, sagte der Sportliche Leiter, beim Auftritt in Sachsen die Angriffe lenken. „Ohne Jacob Hollatz, Leif Möller und Ole Schrader war das für uns erst mal schwierig. Wir waren froh, dass Jacob dann in Spiel zwei da war, aber er war halt auch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte“, sagte Roquette. Die kurze Abfolge des zweiten und dritten Duells mit nicht einmal 48 Stunden Erholung setzte dem angeschlagenen und für die Mannschaft so wertvollen Spielmacher zu. „Aber in solchen Situationen ist man immer schlecht beraten zu sagen: Was wäre, wenn…“, verzichtete der Sportliche Leiter auf Gedankenspiele oder gar Wehklagen angesichts der Ausfälle.

Großer Kampf gegen Speyer

Im Achtelfinale hatten sich die Rister mit Speyer einen Kampf auf Biegen und Brechen geliefert und sich dabei letztlich erfolgreich der beständigen Ball-Raum-Verteidigung der Gegner erwehrt. „Es ist halt ein anderes Spiel, wenn man 120 Minuten gegen eine Zone spielen muss. Da haben sie uns alles abverlangt“, so Roquette. Im Umgang mit dieser Verteidigungsform hänge vieles von der Wurfgenauigkeit ab: „Das ist dann auch immer eine Wette: Trifft der Gegner oder trifft der Gegner nicht? Wir haben in der Serie keine guten Quoten gehabt, deswegen wurde es gegen Speyer dann so spannend“, erläuterte der Sportchef. „Es war schon ein hartes Stück Arbeit, aber das ist in den Playoffs ja sowieso so. Da gibt es noch mal eine ganz andere Intensität“, sagte er.

Trainer Stephan Blode gibt Handlungsanweisungen

Die Rister blieben ihrem „Stiefel“ treu, setzten während des gesamten Spieljahres auf die Formel Volldampf, die ihnen Trainer Stephan Blode eingeimpft hatte und die bereits Monate zuvor bei der Mannschaftszusammenstellung der Leitgedanke gewesen war. „Man hat Stephans Handschrift eindeutig erkennen können, mit dieser Spielweise, der Aggressivität in der Defensive und dem schnellen Spiel. Er hat schon in der Vorbereitung so seinen Stempel aufgedrückt, dass jeder sehen konnte: Da ist eindeutig der Basketball erkennbar, den wir spielen werden. Wir hatten ja auch dementsprechend im Sommer das Personal dazu ausgesucht“, erläuterte Roquette. Diese Vorgehensweise zeitigte Erfolge, auch wenn während des Wintertiefs zwischen Ende Dezember und Mitte Februar sechs von sieben Spiele verloren wurden, ehe der Erfolg mit einem starken Auswärtssieg in Düsseldorf umso begeisternder zurückkehrte.

Ein Wermutstropfen

„Wir hatten nie etwas mit dem Abstieg zu tun und konnten immer Richtung Playoffs schielen“, so Roquette. „Wir hatten unsere Verletzungen und auch Corona-Phasen, aber das hat uns eigentlich nur daran gehindert, vielleicht eine noch bessere Platzierung zu holen, als wir mit Platz vier jetzt schon hatten“, urteilte der Sportliche Leiter. Für Moll-Töne sorgte, dass viele Heimspiele in der Steinberghalle wegen der Pandemie und ihrer Aus- sowie Nachwirkungen nur spärlich besucht waren. Im Viertelfinale gegen Dresden änderte sich das wieder, die Tribüne war wieder ordentlich besetzt, auch wenn das Aufkommen doch noch ein gutes Stück unter dem lag, was in vorherigen Jahren verzeichnet wurde. Und das sei schade, so Roquette. „Dass man nicht wie zu anderen Zeiten mit den Fans eins ist, die Halle pickepacke voll ist, jeder Sieg gefeiert wird und eine tolle Saison zusammen zelebriert wird. Das ist der Wermutstropfen an der Saison.“

Jordan Walker

Viele hätten dadurch nicht nur die Gelegenheit verpasst, die guten Leistungen der Mannschaft sowie die sehenswerte Spielweise aus unmittelbarer Nähe mitzuerleben, sondern auch einen Ausnahmeathleten wie Jordan Walker in Augenschein zu nehmen: „Da weiß man auch nicht, ob man so einen Spieler alle Tage in Wedel sieht“, sagte der Sportliche Leiter und zählt den sprungstarken wie wieselflinken US-Amerikaner zum Besten, was die ProB in der Saison 2021/22 anzubieten hatte. Walker war beileibe nicht der einzige Rister, der sich nachdrücklich für höhere Aufgaben empfahl.

Der Blick voraus

„Wir sind jetzt mit den Spielern in Gesprächen und waren das auch schon frühzeitig, um zu gucken, wo die Tendenzen hingehen“, so Roquette. Er weiß aber auch: „Wir fungieren ja immer als Sprungbrett, und man muss sagen, dass viele Spieler bei uns eine gute Saison gespielt haben. Deswegen wird es schwierig werden, das Team, so wie es dieses Jahr war, nächstes Jahr wieder aufs Parkett zu bringen. Das muss man realistisch sehen.“ Doch eine gute Nachricht gibt es bereits: Stephan Blode besitzt beim SC Rist einen Vertrag, der auch in der kommenden Saison Bestand hat, er setzt seine Arbeit als Cheftrainer fort.