1. Herren: Die „kleinen“ Baustellen

  • 3. November 2022

Man könnte es für Kleinvieh halten. Ein Sekundenbruchteil des Zögerns. Der Wurf, der im Erfolgsfall doch nur ein Pünktchen einbringt. Nichts Großes. Der Volksmund kennt das Sprichwort mit dem Kleinvieh und dem Mist, der Basketball im Spitzenbereich die Rechnung mit den vielen Teilchen und der großen Summe.

Leif Möller: Mit einer Erfolgsquote von fast 88 % ein starker Freiwerfer.
Fotos: Manningeaux

Als im Anschluss an die knappe Niederlage von Wolmirstedt am vergangenen Wochenende von der noch auf der Rückreise erfolgten Sichtung der Spielaufzeichnung die Rede war, hieß das auch in Frageform: Welche Kleinigkeiten sorgten für den Unterschied zwischen Gewinn und Verlust? Was muss beim anstehenden Auswärtsspiel bei den EN Baskets Schwelm (5. November, 19:30 Uhr, Übertragung auf sportdeutschland.tv) besser werden?

Übergang von Angriff auf Verteidigung

Rist-Trainer Stephan Blode spricht vom Umschaltmoment. Der Übergang von Angriff auf Verteidigung spielt sich in Windeseile ab, da sind schnelle Entscheidungen gefragt. „Es fängt mit einer guten Wurfauswahl an. Die haben wir. Im Halbfeld sind wir im Ligavergleich überdurchschnittlich effektiv“, schickt Blode seiner Einschätzung voraus, um dann das anzusprechen, was er unter anderem auch der Videoauswertung entnahm: „Momentan sind wir das schlechteste Transition-Defense-Team der Liga. Das kann man auch ruhig so aufschreiben, das sind wir einfach“, sagt er.

Das Umschalten klappt nicht, woran hapert es? „Geht man zum Offensiv Rebound oder sprintet man zurück? Wenn man diese Entscheidung nicht trifft, ist schon vieles verloren, nämlich die Chance auf einen Offensiv Rebound und die Chance, früh Einfluss auf den Gegner zu nehmen, wenn er den Ball bekommt. Und diese Entscheidung treffen wir gerade nicht“, erläutert Blode. Fällt die Wahl auf den sofortigen Rückzug, müsse man am besten noch vor der Mittellinie Druck auf den Ball machen und den Korb abdecken, so der Trainer. „Auch das bekommen wir nicht hin. Wir stoppen den Ball zu spät, aber der Fehler liegt schon vorher“, sagt Blode.

„Ja, trainiert ihr denn keine Freiwürfe?“

Wären da noch die Freiwürfe. Der ewige Zwist, ob der Wurf ohne Stören des Gegners eigentlich die einfachste Übung im Basketball sein sollte, ist ein Klassiker. „Viele Außenstehende fragen: Ja, trainiert ihr denn keine Freiwürfe?“, so Blode. „Man muss sich auch da hineinversetzen: Wann hat man im Training wirklich eine Spielsituation, wie sie beim Freiwurf ist? Die hat man sehr selten. Wenn, dann hat man die, wenn man mit hohem Puls an die Linie geht und gegebenenfalls ein bisschen Druck spürt, weil Mitspieler zugucken. Machen wir das? Ja. Macht das jedes Team? Ja, ich denke schon. Sind die Quoten trotzdem unterschiedlich? Ja. Und dann gilt es herauszufinden, woran das liegen könnte. Ich gehe davon aus, dass mein Team am Wochenende gegen Schwelm eine 80-prozentige Freiwurfquote hat, weil ich an das Team glaube“, spricht er seinen Schützlingen das Vertrauen aus. Zum Vergleich: In Wolmirstedt trafen die Rister gut die Hälfte ihrer 37 Versuche ohne Gegenwehr.

Simonas Paukste: In Schwelm dabei?

Es wird selbstredend mehr als nur eine annehmbare oder gute Freiwurfquote brauchen, um in Schwelm Aussicht auf einen Sieg zu haben. Die Mannschaft von Trainer Falk Möller hat von ihren bisherigen fünf Saisonspielen vier verloren, auch deshalb erwartet Blode kämpferische Hausherren: „Die werden alles investieren – alles, was sie haben: Das letzte Hemd, den Schnürsenkel, jedes Körnchen an Leidenschaft und Energie. Deswegen ist es eine Aufgabe, vor der wir Riesenrespekt haben“, sagt er. Auf Schwelmer Seite spielt mit Marius Behr ein früherer Rister (2016 bis 2019). Mehrere von Blodes Jungs waren zuletzt beziehungsweise sind nach wie vor krankheitsbedingt angeschlagen, insbesondere das Mitwirken von Michal Kozak und Simonas Paukste ist ungewiss.